Gleichberechtigung in der Gesellschaft? Auch wir hatten die meiste Zeit unseres Lebens geglaubt, dafür selbst verantwortlich zu sein. Dass wir alles schaffen könnten, alles erreichen – wenn wir uns nur richtig anstrengen. Wenn wir nur gut genug sind. Leider war und ist das ein Trugschluss. Gegen die institutionelle und tief verankerte Nicht-Gleichstellung können wir als Einzelne wenig ausrichten. Immer wieder stoßen wir sogar bei Frauen an Grenzen und häufig auf Unverständnis, wenn wir Gleichberechtigung fordern.

„Ach, Feminismus, das ist nichts für uns. Gendern? Das brauchen wir nicht, ich fühle mich auch jetzt schon angesprochen“. Aber überlegen wir doch mal kurz, was das über uns aussagt? Feminismus bedeutet doch nichts Anderes als eine Bewegung, die grundlegende Veränderungen der gesellschaftlichen Normen – wie etwa der traditionellen Rollenverteilung – anstrebt.

Und Gendern möchte das Bewusstsein dafür wecken, stereotype Rollenbilder zu hinterfragen, und die Vielfalt der Geschlechteridentitäten zu respektieren. Wir wollen Personen, die noch zögern, wirklich nicht zu nahe treten. Aber ist das Gendern am Ende des Tages nicht eine Möglichkeit, alle Geschlechter sichtbarer, ja präsenter zu machen? Denn Sprache ist der Anfang, Sprache ist überall, Sprache verbindet, Sprache dringt zu jeder Person früher oder später durch. Wie wäre es denn einfach mal, nicht immer gleich gegen alles Neue und Ungewohnte zu wettern? Denn am Ende wird doch Niemand gezwungen zu gendern, es ist doch nur eine Bitte, ein Angebot, etwas Neues zu versuchen.

Eine geschlechtergerechte bzw. -neutrale und inklusive Sprache kann uns allen helfen – Männern wie Frauen – auf unserem Weg zur wirklichen Gleichberechtigung, zum wirklichen Miteinander.

Ja, wir haben in den vergangenen Jahren schon viel geschafft, aber es ist noch nicht genug. Wir müssen unseren Töchtern und natürlich auch unseren Söhnen ein Vorbild sein, wie Gleichberechtigung wirklich gelingen kann. Die Politik wird aktuell wieder stärker von Männern dominiert – von Männern, die leider oftmals noch zu wenig Verständnis für die Bedürfnisse von Frauen haben.

Wir müssen die Diskussion laut führen. Wir brauchen eine Veränderung in den Köpfen der Menschen, eine Veränderung der Kultur. Und dafür ist es wichtig, dass Frauen in allen Bereichen sichtbar sind – in den Medien, in der Politik, in der Wirtschaft. Es geht um die Schaffung von Räumen, in denen Frauen genauso viel Gewicht wie Männer haben. Und: Feminismus muss auch inklusiver werden und sich nicht ausschließlich auf die weißen, westlichen Perspektiven konzentrieren. Ziel muss es sein, gemeinsam ein starkes Netzwerk zu bilden. Echte Gleichberechtigung kann nachhaltig nur erreicht werden, wenn alle Geschlechter off en für Veränderungen sind.

Übrigens: Dass ein Mann uns hier den Auftrag gegeben hat, diese Rubrik mit feministischen Gedanken zu füllen, ist ein starkes Zeichen, das uns sehr erfreut. Wir sind guter Dinge, dass wir auf einem neuen Weg sind!

Christina Hauptmann und Senta Steinhauser,
@schoenfrau_mag