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Wie ein Familien-Startup aus Coburg die Medizin für Pferde – und vielleicht bald auch für Menschen – revolutionieren will
An Weihnachten 2022 begann alles: eine Familienrunde, ein Gespräch über Forschung und eine Idee, die zu groß war, um sie liegen zu lassen. Heute arbeitet RegMed an nichts Geringerem, als die Stammzellenbehandlung von Arthrose standardisierbar, einfacher und günstiger zu machen – zunächst bei Pferden, später bei Menschen.
Es gibt diese Abende, an denen ein Gespräch das Leben verändert. Weihnachten 2022 war so ein Moment für die Familie Smets, die heute hinter RegMed steht. Man saß zusammen, wie Familien es tun, zwischen Plätzchen und Kerzenschein. Ein Sohn, Assistenzarzt in Augsburg, erzählte von seiner Doktorarbeit: Stammzellen, deren Potential, geschädigtes Gewebe zu reparieren. Der Vater, Professor in Ravensburg, hörte ebenso interessiert zu wie Bruder Tom Smets, Masterstudent an der TU München. Und die Mutter – sanft hineingedrängt in die Rolle der Buchhalterin – hielt die Runde zusammen.
Bald stellte sich die Frage, die immer am Anfang großer Ideen steht: Könnte man das nicht einfacher, zugänglicher, besser machen? Arthrose, so wusste man, betrifft nicht nur Patienten irgendwo draußen, sondern auch Menschen im eigenen Umfeld. Warum sollte eine Therapie, die im Labor funktioniert, nicht auch massentauglich werden?
Bislang ist die Stammzellenbehandlung ein exklusives, teures Abenteuer. Bauchfett wird entnommen, in Labors zentrifugiert, zwei Stunden dauert der Prozess – mit allen Risiken einer Verunreinigung. Am Ende bleibt eine kostspielige Einzelanfertigung, die als experimentell gilt und vom Patienten mit Unterschrift als Risiko akzeptiert werden muss. RegMed wollte davon weg. Vorbild waren Dialysegeräte: Maschinen, die direkt am Patienten stehen, standardisiert, sicher, nachvollziehbar. Also entwickelte die Familie ein eigenes Gerät, das das Fettgewebe am Ort der Behandlung verarbeitet. Heraus kommt eine kleine Menge mit aufkonzentrierten Stammzellen, bereit für die Injektion. Im Juli 2023 meldete RegMed ein Patent an.
Doch die Hürde der Humanmedizin ist hoch: Zulassungsverfahren, Zertifizierungen, immense Kosten. Da kam Anfang 2024 der Zufall ins Spiel. Ein Bekannter mit einem Arthrose-geplagten Pferd fragte nach. Und RegMed hatte vorsorglich in dem Patent auch die Tierbehandlung eingeschlossen.
Der Pferdemarkt erwies sich als ideale Spielwiese für die Pioniere: Auch Vierbeiner haben oft starke Schmerzen bei der Bewegung, die z. B. zu Lahmheit aufgrund von Arthrose, Bänderschäden etc. führen. Diese Schäden konnte man bislang oft nur mit Wärmenbehandlung oder Schonung therapiert werden. Gemeinsam mit einem Schweizer Tierarzt entwickelte man das Verfahren für Pferde weiter. Statt Litern von Fettgewebe genügen nun 100 Milliliter aus dem Schweifansatz, um genug Stammzellen für eine Behandlung zu gewinnen. Erste Tests verliefen vielversprechend. Die Vision wird konkret: Tierärzte sollen künftig ein RegMed-Gerät erwerben, dazu sterile Einweg-Sets, die nach jeder Behandlung entsorgt werden. Im 3D-Druckverfahren stellt das Startup die Filter her, die Fett und Stammzellen voneinander trennen. Das Ergebnis: einige Hunderttausend Zellen pro Milliliter, die direkt ins erkrankte Gelenk gespritzt werden können. Ende dieses Jahres, so das Ziel, sollen die ersten Geräte marktreif sein.
Doch die Pferde sind nur der Anfang. Langfristig will RegMed dahin zurück, wo die Idee begann: zur Humanmedizin. Wenn sich das Verfahren bei Tieren bewährt, könnte es den Sprung zum Menschen schaffen – mit der Aussicht, eine bislang komplizierte und teure Therapie alltagstauglich zu machen.
Das Büro des Startups liegt in Coburg, auf dem Gelände des Güterbahnhofs. Von hier aus arbeitet Tom Smets als Geschäftsführer der RegMed Innovation GmbH an der Zukunft, die Familie unterstützt ihn dabei aus nah und fern.
Mehr Informationen unter: www.regmed-vet.com
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