Das Projekt Mathe-Mentoren

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„Montag ist mein Lieblingstag“

Der Verein Mentor Lesespaß sucht laufend engagierte Menschen, die Freude am Umgang mit Kindern haben und einem Kind eine Stunde Zeit pro Woche schenken möchten. Eine kurze Schulung vermittelt das notwendige didaktische Rüstzeug – den Rest bringt die Begeisterung mit.

WER LUST HAT, SELBST MATHE-MENTOR ZU WERDEN, IST HERZLICH WILLKOMMEN.

Montagnachmittag in der Coburger Lutherschule. Während andere Kinder auf dem Heimweg sind, sitzt Bahar Abdulshekur Woshe konzentriert über einem Zahlenblatt. Neben ihr: Wilhelm Austen, ehemaliger Geschäftsführer der SÜC – und ihr persönlicher Mathe-Mentor. „Herr Wilhelm“, wie ihn die Achtjährige nennt, erklärt geduldig, was Einer, Zehner und Hunderter bedeuten. „Er ist echt sehr cool“, lächelt Bahar. Seit einem Jahr sind die beiden ein Team, treffen sich jede Schulwoche in der Schule für eine Stunde Mathe.

„Dass sie jetzt ganz gut mitkommt, aber vor allem, dass sie Spaß am Rechnen hat und sich immer auf den Montag freut, das ist wirklich befriedigend“, sagt Austen. Aus dem Manager ist ein Mentor geworden, aus der Schülerin eine begeisterte Lernerin. Im Zeugnis steht eine Drei, aber wichtiger ist: die Freude am Tun. Wilhelm Austen ist einer von derzeit 51 Mathe-Mentoren und Mentorinnen in Coburg. Sie alle schenken Woche für Woche ihre Zeit, um Grundschulkinder zu unterstützen, die in Mathematik zusätzliche Hilfe brauchen. Eine Stunde pro Woche – das ist der überschaubare, aber wirkungsvolle Einsatz, der Kinder wie Bahar stärkt.

Das Projekt Mathe-Mentoren Coburg wurde im vergangenen Schuljahr als Ergänzung zum langjährigen Programm Mentor Lesespaß ins Leben gerufen. Nach nur einem Jahr ist es bereits ein voller Erfolg: Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 wurde das Projekt von fünf auf alle Grundschulen in der Region ausgeweitet. „Viele freuen sich richtiggehend auf die zusätzliche Stunde am Nachmittag“, sagt Dirk Pfeufer, der Schulleiter der Lutherschule. „Für viele Kinder ist das eine sehr gute, sehr wertvolle Unterstützung.“

Die Idee ist einfach – und doch von großer Bedeutung: Ein Mentor oder eine Mentorin arbeitet einmal wöchentlich individuell mit einem Kind. Diese persönliche Zuwendung schafft nicht nur bessere Noten, sondern Selbstvertrauen. Denn Mathematik ist weit mehr als Zahlen und Formeln. Sie schult das logische Denken, hilft im Alltag beim Einkaufen oder beim Haushaltsgeld – und ist Grundlage für fast jeden Beruf.

Gerade weil Mathe so zentral ist, will das Projekt Kinder früh abholen. „Die Erfahrung aus dem vergangenen ersten Schuljahr zeigt, man muss möglichst früh anfangen – am besten in der zweiten Klasse, bevor Lücken und damit Frust auftreten“, sagt Dr. Helga Brachmann vom Verein Mentor Lesespaß, selber Mentorin, die das Projekt gemeinsam mit dem Rotary Club Coburg initiiert hat. „Wenn Mathe erst einmal abgelehnt wird, ist es schwer, Kinder wieder dafür zu begeistern.“ Brachmann weiß, wovon sie spricht: Seit 19 Jahren fördert der Verein Kinder beim Lesen, Sprechen – und nun auch beim Rechnen. Während das Lesen oft freier gestaltet werden kann, orientiert sich die Mathematikförderung stärker am Schulstoff. Dazu werden passende Arbeitshefte, haptische Materialien und Lernspiele eingesetzt – finanziert auch durch die Unterstützung des Rotary Clubs Coburg.

Etwa die Hälfte der Mathe-Mentoren sind Männer – ein erfreulich hoher Anteil, wie Brachmann findet. Vielleicht, weil Mathe für viele ein gemeinsames Spielfeld ist, auf dem Geduld, Logik und Teamgeist zählen. So wie bei Bahar und „Herrn Wilhelm“, die sich längst eingespielt haben. Wenn sie sich über gelungene Rechenaufgaben freuen, dann sieht man, wie Lernen gelingen kann: mit Vertrauen, Geduld und Freude.

WILHELM AUSTEN BRINGT ES AUF DEN PUNKT: „MAN SIEHT DIREKT, DASS ES ETWAS BEWIRKT – DAS MOTIVIERT UNGEMEIN.“ UND GENAU DARAUF KOMMT ES AN. ODER, WIE BAHAR SAGEN WÜRDE: „MONTAG IST MEIN LIEBLINGSTAG.“