Buchempfehlung: Thomas Brussig – Beste Absichten

Anzeige | Matin Vögele von der Buchhandlung Riemann

Eine Rockband namens „Die Seuche“, ein Portier mit Ambitionen und eine Republik kurz
vor ihrem Ende

Wieder einmal zeigt der Berliner Autor Thomas Brussig, wie viel erzählerische Kraft im scheinbar Abseitigen steckt. Sein Roman „Beste Absichten“ ist herrlich schräg, tief nostalgisch und überraschend berührend. Im Zentrum der Geschichte steht „Äppstiehn“, der als Portier im Ostberliner Hotel Metropol arbeitet und bei einer seiner Abkürzungen durch die Hinterhöfe der DDR-Hauptstadt zufällig auf eine Band in deren Probenraum stößt. Die rohe Energie der Gruppe zieht ihn sofort in ihren Bann.

Selbst musikalisch unbegabt, findet er schnell seine Rolle als Manager, Möglichmacher und Strippenzieher der Band. Inspiriert von Beatles-Entdecker Brian Epstein, dem er auch seinen Spitznamen verdankt, will er „Die Seuche“ groß herausbringen – ein hehrer Plan im spätsozialistischen Ost-Berlin.

Mit Charme, Chuzpe und Improvisationskunst organisiert er nicht nur eine richtige Tür für den Probenraum, sondern auch erste Auftritte für Die Seuche. Dass diese in einer der Gaststätten (im Volksmund „Fresswürfel“ genannt) stattfinden, die sich in den modernen Plattenbausiedlungen befinden und als Bezahlung bestenfalls ein warmes Essen abwerfen, ist dabei zweitrangig. Hauptsache endlich live spielen. Und schließlich sorgt Äppstiehn sogar für Startkapital – erwirtschaftet durch den dubiosen An- und Weiterverkauf von Autos, die er Flüchtenden im Garten der Prager Botschaft durch den Zaun abkauft. Wie so oft bei Brussig schwingt in all dem die Unsicherheit einer untergehenden Welt mit: die DDR steht kurz vor dem Ende, doch die Bandmitglieder halten an ihren Träumen fest – bis die Nacht des 9. November 1989 alles auf den Kopf stellt.

Was „Beste Absichten“ so lesenswert macht, ist nicht allein die originelle Geschichte. Es ist vor allem Brussigs Talent, das Lebensgefühl der späten DDR warmherzig sowie voller Situationskomik und Dialogwitz einzufangen, ohne es zu verklären. Und so ist „Beste Absichten“ ist witziger, herzerwärmender und kluger Roman, der nicht nur bestens unterhält, sondern auch an die Kraft von Freundschaft, Träumen und Optimismus glaubt.

Was bleibt, ist das Bild einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich in einer großen Umbruchzeit etwas bewahren wollen: Haltung, Würde – und den Glauben an die Kraft der Musik. Und dieser Traum führt die fünf am Ende bis nach New York. „Beste Absichten“ ist ein feiner Roman voller Witz, Wärme und Menschlichkeit.

INHALTSANGABE „BESTE ABSICHTEN“

Ostberlin 1989. In einem Keller probt „Die Seuche“, eine Band, die Großes vorhat. Ihr einziger Fan ist zugleich ihr Manager. Äppstiehn tut, was er kann – und das ist nicht viel. Die Seuche spielt bei Familienfesten und Geburtstagsfeiern und lässt sich in Autoschiebereien am Rande der Prager Botschaft verwickeln. Doch gegen die Wende ist sogar Äppstiehn machtlos. Plötzlich spielt Musik keine Rolle mehr. Aber geht das überhaupt?

THOMAS BRUSSIG:

… 1964 in Berlin geboren, hatte 1995 seinen Durchbruch mit »Helden wie wir«. Es folgten u.a. »Am kürzeren Ende der Sonnenallee« (1999), »Wie es leuchtet« (2004) und »Das gibts in keinem Russenfilm« (2015). Seine Werke wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Thomas Brussig ist der einzige lebende deutsche Schriftsteller, der mit einem seiner literarischen Werke wie auch mit einem Kinofilm und einem Bühnenwerk ein Millionenpublikum erreichte.