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In Schwarzenfeld entsteht lebensmittelechtes CO2. Rießner-Gase baute dafür Tanks und Verladestation und vermarktet das recycelte Klimagas. So können beispielsweise Lebensmittel nachhaltig gekühlt verschickt werden.
CO2 ist das bekannteste Klimagas. Es trägt zur Erwärmung der Atmosphäre bei – es entsteht beim Verbrennen von fossilen Energieträgern, aber es wird zu den verschiedensten Zwecken auch als Gas benötigt. Im Produktionsprozess von Spritzgussteilen oder Trockeneis, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie wäre es, wenn das CO2, das normalerweise einfach in die Luft gelangt, wenigstens ein zweites Mal benutzt werden könnte? Die Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld und Rießner-Gase zeigen, wie das gelingen kann. Ein Tor außerhalb von Schwarzenfeld fährt auf, ein LKW mit einem Anhänger von Rießner-Gase rollt auf das Gelände. Hier liegen die kommunale Kläranlage, die Kläranlage der Molkerei und die BG Bio-Energie nebeneinander. Stephan Bruckner-Knab zeigt auf die Tanks der Molkerei, die in der Ferne zu sehen ist. „Wir trennen innerhalb des Betriebs konsequent das Abwasser. Alles aus der Produktion kommt in unsere eigene Kläranlage.“ Die Abwässer aus Duschräumen oder Toiletten gehen in das kommunale Netz und in die kommunale Kläranlage.
Die Abwässer aus der Produktion von Grünländer-Käse und „allen Milchprodukten bei Lidl“ sind der Beginn eines Kreislaufes. Der Klärschlamm ist hier durch seine Herkunft klar definierte Biomasse. „Wir wissen genau was drin ist und können unsere Anlage daher genau darauf abstimmen“, sagt Bruckner- Knab. Die Biomasse wird auf das Gelände der BG Bioenergie gepumpt und in vier großen Tanks mit Kuppeldach vergoren. Die Mikroorganismen zerlegen sie unter anderem in Methan, CO2 und einen festen Restbestandteil. In den üblichen Biogas-Anlagen treibt das Methan ein Blockheizkraftwerk an, das CO2 wird in die Luft geblasen. In Schwarzenfeld geht die Aufbereitung weiter. Das Methan wird soweit gereinigt und konzentriert, dass es in das Gasnetz des Bayernwerks eingespeist werden kann.
Auch das Kohlendioxid bleibt in der Anlage und wird aufwändig und besonders gründlich gereinigt, damit es sämtliche Anforderungen und Spezifikationen an Lebensmittel-CO2 erfüllt. Schließlich wird es abgekühlt und mit minus 30 Grad flüssig in vier große Tanks gepumpt.
Von diesen Tanks aus beginnt es seinen zweiten Einsatz. Die Firma Rießner-Gase hat die Tanks, das dazugehörige Analyse- Labor sowie die vollautomatische Tankstelle geplant und gebaut. Sie ist der exklusive Partner in der Vermarktung des CO2. Der Lastzug rollt an die Ladestation. Nachdem er sich mit seinen Fahrer-, Fahrzeug- und Behälterkarten freigeschaltet hat, wird der Lastzug beladen. „Das Verladeportal soll möglichst mannlos funktionieren“, sagt Joen Rießner von Rießner-Gase. Damit soll die Tankstelle für CO2 rund um die Uhr flexibel sein. Zwei bis drei Ladungen verlassen täglich die Anlage. Ein Großteil wird dann im Lichtenfelser Werk zu Trockeneis verarbeitet und wird wird an Easy2cool in Redwitz geliefert.
Pro Stunde kommt mehr als eine Tonne CO2 in den Lagertanks in Schwarzenfeld an. Sie fassen jeweils 100 Tonnen. Sobald ein Tank voll ist, wird er verschlossen und zunächst analysiert. „Erst wenn das Labor bei Bechtel die Reinheit bestätigt, wird er zur Verladung freigegeben“, so Rießner. Er sieht aus Lichtenfels die Füllstände und Erfüllung aller Kriterien für die Freigabe als Lebensmittel CO2. Sobald ein Tank freigegeben ist, kann die Abholung im System hinterlegt werden, die die Fahrer dann mit ihrer Identifikation vor Ort freischalten. „Der Prozess ist von der Füllung der Tanks über die Abholung bis zur Zertifi zierung und Rechnungslegung digitalisiert.“ Die Programmierung entstand in der IT-Abteilung von Rießner- Gase und wird auch an der Verladestelle für Wasserstoff in Wunsiedel genutzt.
„Wir sind immer auf der Suche nach eigenen, möglichst regionalen, Quellen für unsere Gase, um so Versorgungssicherheit für unsere Kunden zu garantieren. Nach CO2 aus Schwarzenfeld und Wasserstoff aus Wunsiedel fehlt uns als nächstes eigentlich nur noch eine Luftzerlegungsanlage“, sagt Joen Rießner. Der Wasserstoff kommt inzwischen aus Wunsiedel, das CO2 aus Schwarzenfeld. „Wir setzen damit komplett auf nachhaltiges, biogenes CO2 – also Kohlendioxid, das bereits in der Luft war und wir recyclen es.“ Anlagenbau, Analyse und Programmierung lagen in der Verantwortung des Lichtenfelser Unternehmens. „Das Projekt ist lösungsorientiert und spannend – es gibt noch nicht so viele Anlagen, die das können“, sagt Rießner. So waren sowohl die Ingenieure als auch Monteure, Bioanalytiker und Programmierer für die CO2-Anlage in Schwarzenfeld im Einsatz. „Für unsere zukünftigen Projekte suchen wir daher immer fähige und motivierte Leute aus diesen Bereichen und freuen uns natürlich auch über Initiativbewerbungen. Besonders freut es uns natürlich, wenn das CO2 nicht nur nachhaltig hergestellt werden kann, sondern dieser Ansatz auch bei unseren Kunden konsequent weiter gedacht wird. Ein Paradebeispiel ist hierbei die heimische Firma easy2cool. Dort werden mit unserem Trockeneis, hergestellt aus biogenem CO2, Kühltaschen aus recycletem Material befüllt. Mit diesen wird dann tiefgekühlte Ware direkt an den Endkunden versendet ohne die Kühlkette zu unterbrechen.“
Rießner-Gase GmbH
Rudolf-Diesel-Straße 5 | 96215 Lichtenfels
Tel.: +49 9571 765-0 | E-Mail: gase@riessner.de
www.riessner.de
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