Coburger Meilensteine: Coburger Schmätzchen

Coburg steht kulinarisch nicht nur für Bratwürste oder Klöße – auch ein ganz besonderes Gebäck hat hier seine Heimat: die Coburger Schmätzchen, eine feine Variante des Lebkuchens. Ihre Entstehung verdanken sie der Not und dem Einfallsreichtum eines Bäckers.

Fränkische Lebkuchen haben seit Jahrhunderten Tradition. Schon 1643 gab es in Coburg eine kleine Lebküchner-Zunft , die jedoch bald mit der übermächtigen Nürnberger Konkurrenz zu kämpfen hatte. 1816 beschwerten sich zwei Coburger Meister beim Magistrat, weil Nürnberger Lebkuchen den Markt überschwemmten. Ein Einfuhrverbot lehnte die Landesregierung jedoch ab – man empfahl den heimischen Bäckern stattdessen, ihre Rezepte zu verfeinern oder eigene Spezialitäten zu entwickeln.

Diesen Rat nahm Jahrzehnte später ein Mann besonders ernst: Wilhelm Feyler, der 1892 in Coburg eine Bäckerei eröffnete. Doch der Erfolg blieb zunächst aus. Also suchte Pfeiler nach einer Besonderheit, die nur er anbieten konnte – und stieß dabei auf ein einfaches thüringisches Sirupgebäck namens „Schmätzchen“, was im Dialekt so viel wie „Küsschen“ bedeutet. Pfeiler begann, diese Schmätzchen selbst zu backen – aber nicht schlicht, sondern veredelt mit Honig, Mandeln und feinen Gewürzen.

Seine Neukreation, die „Coburger Schmätzchen“, wurde ein voller Erfolg. Schon bald wuchs die Kundschaft, Feyler avancierte zum Hoflieferanten und erhielt 1897 den Titel „Hofbäckermeister“ von Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha. Sein Ehrgeiz reichte jedoch weiter. Feyler präsentierte seine Schmätzchen auf den Weltausstellungen in Brüssel und Paris, wo sie mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurden. Von Coburg aus trat das süße Gebäck seinen Siegeszug durch Europa und bis in die USA an – sogar das Luft schiff Graf Zeppelin führte 1929 Schmätzchen auf seiner Weltreise mit.

Um Nachahmungen zu verhindern, ließ Feyler 1902 die Bezeichnung „Coburger Schmätzchen“ beim Reichspatentamt schützen und versah die Verpackung mit einer Schutzmarke, auf der die Veste Coburg prangt – ein Wahrzeichen, das bis heute jede Packung ziert. Neben seinem Geschäftssinn zeigte Feyler auch soziale Verantwortung. 1941 gründete er eine Stift ung zur Unterstützung sozialer Einrichtungen in Coburg und Sonnefeld. Kinder und Bedürftige erhielten kostenlose Schmätzchen und Gebäckspenden – eine Tradition, die noch heute gepflegt wird. Für sein Engagement erhielt Wilhelm Feyler 1954 als erster Coburger das Bundesverdienstkreuz. So wurden aus einem schlichten Notgebäck kleine kulinarische Küsschen – mit Geschichte, Herz und bis heute unverwechselbarem Geschmack. Coburger Meilensteine: Coburger Schmätzchen.

Der Link zum Interview von Wolfram Hegen mit Stadtheimatpfleger Christian Boseckert über Hoflieferanten auf iTVCoburg: