
Coburger Stadtgespräche
VON COBURG NACH MAILAND
In Coburg liegt der Ursprung so mancher Erfolgsgeschichte – aber nicht jede endet bei der VOGUE. Anna Deller-Yee ist so ein Fall. Die 30-Jährige pendelt heute zwischen Mailand und Berlin, entwirft kunstvolle Textildrucke für das italienische Avantgarde-Label Marni und hat nun auch das Titelbild der VOGUE März-Ausgabe mitgestaltet – inklusive live bemalter Schauspielerin Emilia Schüle. Eine Karriere zwischen Couture und Kunst, mit Coburger Wurzeln.
„Als ich ein Kind war, lagen bei uns zu Hause ständig VOGUE-Magazine im Wohnzimmer“, erinnert sich Deller-Yee im Interview mit der VOGUE. Mode, das kam früh. Ihre Mutter – „unglaublich modeaffin“ – war Vorbild und Türöffnerin zugleich. Während andere Kinder in Coburg Ritter spielten oder auf dem Anger Bolzplätze unsicher machten, saß Anna daheim und blätterte sich durch die opulenten Inszenierungen von Alexander McQueen und Galliano für Dior. Es war Liebe auf den ersten Blick. „Diese spektakulären Shows waren für mich Kunst“, sagt sie heute.
Doch Coburg ist nicht Mailand. Auf dem Gymnasium fühlte sich die Tochter einer deutschen Mutter und eines US-amerikanischen Vaters oft fremd. „Ich war eines der wenigen Kinder, die anders aussahen“, erzählt sie im Interview über ihre Zeit in der Vestestadt. Halt fand sie in der Kunstlehrerin Isolde Russ, die sie förderte, bestärkte und wöchentlich mit ihr zeichnete – bis zum Abitur. Eine behütete Rebellion mit Bleistift und Farbe, aus der später ein Beruf wurde. „Ich bezeichne mich gerne als Designerin, die zu viel malt“, sagt sie. Der Ausdruck sei ironisch gemeint – ein Seitenhieb auf Professorinnen und Professoren, die ihr während des Studiums am Royal College of Art rieten, das Malen zugunsten digitaler Tools zurückzustellen. Heute macht sie genau das Gegenteil – und ist damit erfolgreich. Ihre handbemalten Prints zieren nicht nur Stoffe für Marni, sondern auch die Körper von Popgrößen wie Nicki Minaj oder Modeikone Anna Wintour. Das VOGUE-Cover, an dem sie jüngst mitarbeitete, sei ein „kreatives Pingpong“ gewesen. Gemeinsam mit Stylisten, Fotografen und der Redaktion entwickelte sie die Idee, arbeitete direkt am Set, während andere die Kamera auslösten oder die Kleidung drapierten. „Es war wie ein riesiger kreativer Workshop – überall geschah etwas, und alles fügte sich Stück für Stück zusammen.“ Was sich für Anna Deller-Yee heute wie ein „Full-Circle-Moment“ anfühlt, begann einst in einem Coburger Wohnzimmer – mit einer Modezeitschrift auf dem Couchtisch.
Der COBURGER wünscht viel Erfolg bei der weiteren Karriere und verweist noch einmal auf eine Bilderstrecke aus dem COBURGER 41
VON CHICAGO NACH COBURG
Es war ein Abend, wie ihn selbst Chicago nicht besser hätte inszenieren können – doch diesmal funkelten Glitzerkleider, Strass und Showgirls nicht am Lake Michigan, sondern auf Coburgs rotierender Theaterbühne im GLOBE. Und das mit gutem Grund: Der Rotary-Club Coburg hatte zum Benefizmeeting geladen – zugunsten seines Herzensprojekts „Mathe- Mentoren“. Und das Publikum kam: pickepackevoll war das GLOBE am 15. April, als Rotarier, Theaterfreunde und Unterstützer gemeinsam für eine gute Sache Platz nahmen – zwischen Cabaret-Tischen, Champagnerstimmung und einer gehörigen Portion Broadway. Statt Tagesordnung, Clubglocke oder Sitzungsprotokoll gab es an diesem rotarischen Abend eines: Begeisterung. Rotary-Präsident Prof. Dr. Johannes Brachmann verzichtete auf Formalitäten und begrüßte herzlich mitten in der glamourösen Kulisse der Interimsspielstätte des Landestheaters Coburg. „Was für ein Abend, was für ein Besuch – und was für ein Zeichen für unser Projekt“, so Brachmann. Das Mathe-Mentoren-Projekt brauche dringend weitere Mitstreiter, denn der Erfolg spricht sich herum: Immer mehr Coburger Grundschulen möchten teilnehmen, immer mehr Kinder freuen sich auf die helfenden Hände der Ehrenamtlichen, die Mathe mit Herz und Hirn unterrichten. Dann hieß es: Bühne frei für „Chicago“ – jenes Musical-Meisterwerk von John Kander und Fred Ebb, das Glanz, Glamour und gesellschaftliche Abgründe so raffiniert in Musik und Bewegung verwandelt wie kaum ein anderes Stück. Erst zum Schlussapplaus durfte das Publikum wieder aufatmen – und stand prompt. Doch so sehr Velma Kelly und Roxie Hart den Abend dominierten – der wahre Star hinter dem Rampenlicht blieb das Projekt, dem der Abend gewidmet war. Die „Mathe- Mentoren Coburg“ holen Kinder dort ab, wo sie im Unterricht nicht mehr mitkommen. Sie helfen rechnen, denken, verstehen – und vermitteln dabei etwas, das kein Lehrbuch ersetzen kann: Zuversicht.
Und wer nun glaubt, dass sich Mathematik und Musical ausschließen, der hat diesen Benefizabend nicht erlebt: Wenn auf der Bühne Rhythmus, Präzision und Timing gefragt sind – dann ist Mathe nicht weit. In diesem Sinne: Applaus für einen Abend, der zeigte, wie gut Kunst, Engagement und Bildung zusammenpassen.
VON COBURG NACH LICHTENFELS
Auch 2024 kann sich die Sparkasse Coburg – Lichtenfels über stabile Erträge freuen – wenn auch mit einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Für den Vorstand kein Grund zur Sorge: Die Entwicklung sei insgesamt zufriedenstellend verlaufen, heißt es. Nach dem Einlagen-Hoch während der Negativzinsphase haben sich die Kundeneinlagen bereits2023 leicht zurückgebildet – dieser Trend setzte sich 2024 fort. Dafür legte das Wertpapiergeschäft deutlich zu: Die Sparkasse verbucht ihr bislang erfolgreichstes Jahr in diesem Bereich. Ein klares Zeichen dafür, dass viele Kundinnen und Kunden aktivere Wege der Geldanlage suchen. Im Kreditgeschäft zeigte sich ein gemischtes Bild: Während sich die Zurückhaltung bei Investitionen regionaler Unternehmen weiterhin bemerkbar macht, zog die Nachfrage im privaten Bereich – vor allem beim Wohnungsbau und bei Konsumentenkrediten – wieder an. Besonders erfreulich: Die Zahl der Existenzgründungen stieg, ebenso wie die Ergebnisse im Leasinggeschäft, die 2024 deutlich über dem Vorjahr lagen. Mit über 80.000 Kundinnen und Kunden vor Ort sieht sich die Sparkasse auch weiterhin gut aufgestellt: modern, flexibel und nah dran am Menschen. Trotz globaler Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen blickt das Institut zuversichtlich auf das kommende Jahr und rechnet mit einem stabilen operativen Ergebnis. Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Faber und Interims-Vorstand Marcus Seiler, seit 1. Oktober 2024 im Amt, stellten die wichtigsten Entwicklungen des Geschäftsjahres 2024 vor und gaben zudem eine Einschätzung zur aktuellen Lage – sowohl mit Blick auf den Finanzmarkt als auch auf die Bedürfnisse der regionalen Kundschaft.
VON MÜNCHEN NACH RÖDENTAL
Wenn am 23. Juli 2025 in der historischen Domäne Rödental die ersten Töne von „Ohne Dich“ erklingen und sich ein kollektives Raunen aus Vorfreude durch das Publikum zieht, dann steht nicht weniger als ein Stück deutscher Musikgeschichte auf der Bühne: die Münchener Freiheit. Seit 45 Jahren ist die Band fester Bestandteil der deutschsprachigen Poplandschaft, doch für Frontmann Tim Wilhelm ist jeder Auftritt immer noch etwas Besonderes – vor allem, wenn es eine Premiere ist. „Die Domäne Rödental hat ja diesen wunderschönen historischen Charme, da freue ich mich schon seit Monaten drauf“, erzählt Wilhelm im Gespräch. Und tatsächlich: Der Auftritt im Rahmen des 5. Rödentaler Kultursommers ist das erste Gastspiel der Münchener Freiheit in der Domäne. Eine Premiere, auf die nicht nur die Band hinfiebert, sondern auch ihre Fans.
Denn wer die Münchener Freiheit live erlebt hat, weiß: Hier geht es um mehr als Nostalgie. Hier wird Musik zur lebendigen Brücke zwischen Bühne und Publikum. „Die Interaktion mit dem Publikum ist für mich das Herzstück unserer Konzerte“, sagt Wilhelm. „Wir wollen mit den Menschen in Kontakt treten, sie mit unserer Musik berühren und gemeinsam eine ganz besondere Zeit erleben.“ Wenn aus bekannten Melodien Gänsehautmomente werden, wenn bei einem Solo das ganze Publikum spontan mitgeht oder hunderte Lichter bei einem leisen Song aufflammen – dann geschieht genau das, wofür die Band seit Jahrzehnten lebt: ein Abend, der mehr ist als nur Musik. Für Wilhelm ist das Reisen zu den Auftrittsorten weit mehr als logistische Notwendigkeit. „Das Reisen ist für mich nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern auch eine Quelle der Inspiration. Ich versuche, den Weg zum Ziel zu machen und die Orte, die wir besuchen, bewusst wahrzunehmen.“ Und so sei es „auch schön, dass wir dabei immer wieder neue Menschen kennenlernen“ – Menschen wie die Rödentaler, die sich im Juli auf einen Abend zwischen Pop-Olymp und Sonnenuntergang freuen dürfen. „Das ist der Inbegriff von Sommer für mich – wenn die Abendsonne untergeht und wir mit unserer Musik dem Ganzen noch diese besondere Note geben“, sagt Wilhelm. Bleibt nur zu hoffen, dass auch das Wetter mitspielt. Für alles andere sorgt die Münchener Freiheit.
VON RECKENDORF NACH WUNSIEDEL
Es gibt Schauspieler, die wechseln die Rollen wie andere die Krawatten – Andreas Leopold Schadt hingegen wechselt gleich die Welten. Der Wahl-Coburger und frühere Tatort-Kommissar pendelt in diesem Sommer elegant zwischen Hochkultur und Hochglanzfelgen – und beweist dabei eindrucksvoll, dass man sowohl im Zauberland Jean Pauls bestehen kann als auch als fränkischer Cowboy auf vier Rädern. Zum einen auf der Luisenburg, jener sagenumwobenen Naturbühne in Wunsiedel, auf der sich in diesem Jahr ein literarisches Spektakel der besonderen Art abspielt. In HOPPELPOPPEL oder Jean Pauls Zauberland wird der große, oft bewunderte und fast ebenso oft ignorierte Dichter Jean Paul endlich ins Rampenlicht gezaubert – von niemand Geringerem als Sprachakrobat Franzobel. Und mitten im Geschehen: Andreas Leopold Schadt. Als Teil dieses Theater-Taumels zwischen Biografie, Fiktion und Albtraum zieht er gemeinsam mit dem alten und jungen Jean Paul durch dessen Leben, dessen Abgründe, dessen Sprachkaskaden. „Ein herrlich absurdes Vergnügen“ nennt man so etwas im Feuilleton, „Hirnkino mit Pointen“ könnte man auch sagen. Franzobel lässt Jean Pauls Kindheit wiedererstehen, seine Ängste, seine ersten literarischen Bauchlandungen und schließlich auch den Durchbruch des eigenwilligen Denkers, dessen Bücher heute mehr bewundert als gelesen werden. Unter der Regie von Georg Schmiedleitner wird daraus eine Bühne, die sich ständig verformt – mal Kabarett, mal Albtraum, mal dichterisches Luft schloss. Die Premiere ist am Freitag, 15. August um 20:30 Uhr. Wer‘s verpasst, kann am 21. oder 23. August noch nachlegen – ebenfalls in Wunsiedel, zwischen Felsen, Bäumen und Theaterzauber. Und noch bevor der erste Applaus aufbrandet, sattelt Schadt schon das Pferd – und zwar in Reckendorf bei Bamberg. Dort gibt er montags nicht den Dichter, sondern den Cowboy: Als „Fränk Schnäpper“, dem charmanten Gesicht der Autohausmarke Auto Schnapper, reitet er durchs wilde Frankenland. Mit Schnauzbart, Hut und einem Gespür für günstige Karossen überzeugt er nicht auf der Bühne, sondern auf dem Hof.
Dass er auch hier eine gute Figur macht, versteht sich fast von selbst – schließlich sind Bühnen Präsenzsache, egal ob aus Holz oder Asphalt. So zeigt Andreas Leopold Schadt, dass man zwischen Jean Paul und Jeep, zwischen Zauberland und Zulassung, zwischen Kultur und Komik mühelos changieren kann. Und dass fränkische Vielseitigkeit manchmal nur ein Cowboyhut vom Theatergenie entfernt liegt.
VON DEN SÜDSTAATEN AN DEN GÜTERBAHNHOF
Es war eine Nacht, wie sie F. Scott Fitzgerald kaum schöner hätte träumen können: Charleston, Champagner, Chiffon. Das Landestheater Coburg hatte zum Theaterball geladen – unter dem Motto „All that
Jazz“ – und die Gesellschaft kam in Scharen. Es war kein gewöhnlicher Tanzabend, sondern ein zeitreisendes Gesamtkunstwerk in High Heels und Hosenträgern, eine Hommage an die goldenen Zwanziger, als Jazz noch rebellisch war und jede Zigarette im Zigarettenhalter ein Statement. Schon der Auftakt ließ erahnen: Hier geht’s nicht nur ums Tanzen, sondern ums Erleben. Im festlichen Galakonzert unter der musikalischen Leitung von Roland Fister zogen die Musiker alle Register zwischen Glamour und Gänsehaut. Wenn die Melodien aus „Chicago“ und den „Comedian Harmonists“ durch den Saal fl irrten, funkelte nicht nur der Kristallschmuck der Damen – sondern auch die Augen ihrer Begleiter. Ein Tango-Ensemble mit Solistinnen und Solisten des Balletts brachte zusätzlich jene Dramatik auf die Bühne, bei der selbst die federleichteste Paillette kurz innehielt. Später am Abend fiel dann die unsichtbare Trennlinie zwischen Kunst und Publikum – und das GLOBE wurde zur schillernden Tanzfläche. Die Partyband Running Five groovte los, der DJ schickte Elektroswing durch die Lautsprecher, und auf der Dachterrasse glitzerten die Gläser in der Coburger Nacht. Auch die Kulinarik orientierte sich stilecht an den goldenen Zwanzigern – kleine Kunstwerke auf dem Teller
VON COBURG NACH BAYREUTH
Eine alte Schreibmaschine vom Sperrmüll wird zur Muse: 13 kreative Köpfe aus dem Coburger, Bamberger und Kronacher Raum – darunter Künstler, Design-Dozenten und sogar Krimiautor Helmut Vorndran – haben sich in einer neu gegründeten Fotogruppe zusammengefunden, um das etwas andere Fotoprojekt „einfachTYPisch“ auf die Beine zu stellen. Im Fokus: die Schreibmaschine als Symbol, als Objekt, als Charakter. Mal poetisch inszeniert, mal skurril, mal nostalgisch – jeder Beitrag ist eine eigene Interpretation. „Wir wollten bewusst anders ticken als klassische Fotoclubs“, heißt es aus der Gruppe. Zu sehen ist das Ergebnis vom 5. bis 19. Juli im Zukunftsraum Coburg sowie vom 6. September bis 18. Oktober in der Stadtbücherei Coburg. In Bamberg wird im Herbst in Schaufenstern und einem Jazzkeller ausgestellt. Und vielleicht tippt demnächst auch das Deutsche Schreibmaschinenmuseum Bayreuth bei einer gemeinsamen Schau mit!
VON OUDENAARDE NACH COBURG
Ein lieber Gruß hat uns aus der belgischen Partnerstadt Oudenaarde erreicht, nachdem wir im letzten COBURGER ausführlich in unseren „Kultouren“ die Schönheit von Oudenaarde berichtet haben –
und wir möchten ihn gerne mit unseren Leserinnen und Lesern teilen: „Ich möchte mich von ganzem Herzen bedanken für den wunderschönen Artikel über Oudenaarde“, schreibt Anja Van Acker, die sichseit vielen Jahren für die Partnerschaft beider Städte engagiert, alljährlich mindestens einmal jährlich auf dem Coburger Weihnachtsmarkt mit einem Stand der Partnerstadt zu Gast und damit vielen Coburgerinnen und Coburger sehr bekannt ist: „Der Text ist wirklich eine großartige Werbung für unsere Stadt – einfach klasse!“ Besonders gefreut hat sie sich darüber, dass der Artikel just zu dem Zeitpunkt erschien, als sie selbst in Coburg zu Besuch war – eine glückliche Fügung, die man kaum planen kann. Und offenbar zeigt die Geschichte über die flandrische Schönheit bereits Wirkung: „Im Flandern-Rundfahrt- Museum konnten wir in den letzten Monaten deutlich mehr Gäste aus Deutschland begrüßen“, berichtet sie erfreut. Und: „Mit so einer Werbung kommen bestimmt noch mehr!“ Auch ein Ehepaar aus Coburg hat sich erneut auf den Weg gemacht, berichtet sie: Er ist beim Rad-Event We ride Flanders die gesamte Strecke der berühmten Rundfahrt gefahren – sie hat derweil im Museum mitgeholfen. Belgisch- deutsche Freundschaft auf zwei Rädern und mit viel Herz! Ein wenig Wehmut schwingt dennoch mit: „Schade, dass ihr dieses Jahr nicht bei uns wart – aber das klappt bestimmt beim nächsten Mal!“ – Wir nehmen sie beim Wort. Dank je wel, Oudenaarde – wir sehen uns!
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