
ERNST DES LEBENS
Manchmal zeigt sich Zukunft nicht als ferne Vision, sondern ganz konkret als Gruppe junger Menschen, die in festlichen Kleidern stolz ihre Urkunden betrachten. So geschehen an der Hochschule Coburg, wo die Medical School ihren vierten Jahrgang verabschiedete – 27 junge Ärztinnen und Ärzte, die fortan einen Teil jener Lücken schließen sollen, die der demografische Wandel in die medizinische Versorgung Oberfrankens gerissen hat. „Ein Tag ganz besonderer Freude und viel Stolz auf die Studierenden“, fasste Professor Johannes Brachmann, Initiator und Geschäftsführer der Medical School, bewegend zusammen. Man glaubte es ihm sofort. Sechs Jahre haben die Absolventinnen und Absolventen investiert: drei davon im sonnendurchwirkten Split, drei im Coburger Klinikalltag, der seit Kurzem unter dem Dach der Sana Kliniken firmiert. Es ist eine ungewöhnliche akademische Biografie – europäisch, praxisnah, herausfordernd. 2019 begonnen, mussten die Studierenden kaum ein Jahr später eine der größten globalen Zumutungen der jüngeren Vergangenheit bestehen: die Corona-Pandemie. Isolation statt Hörsaal, Onlinevorlesungen statt gemeinsamer Nachtwachen, Distanz statt studentischer Leichtigkeit. Brachmann erinnerte an diese „herausfordernde Zeit“, und vielleicht war es genau dieses kollektive Durchstehen, das die feierliche Atmosphäre an diesem Tag so besonders aufglühen ließ. Dass mehrere Absolventinnen und Absolventen bereits Arbeitsverträge mit den Sana Kliniken unterschrieben haben und nun ihre Ausbildung zur Assistenzärztin oder zum Assistenzarzt beginnen, wurde mit hörbarer Erleichterung aufgenommen. Melanie John, Geschäftsführerin der Sana Medical School, formulierte das, was alle dachten: „Das ist natürlich ein wichtiger Tag für die Sana Kliniken Oberfranken und überhaupt für Oberfranken, der medizinische Nachwuchs, den wir unbedingt brauchen.“ Unter den Gästen befanden sich Persönlichkeiten, die das Projekt seit Jahren begleiten: Prof. Dragan Primorac, ehemaliger kroatischer Wissenschaftsminister, der die Kooperation maßgeblich mitgestaltet hat, sowie EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier, die die europäische Dimension des Programms hervorhob. Sie verwies auf eine Zahl, die an diesem Tag wie eine kleine Sensation wirkte: 60 Prozent der Absolventinnen und Absolventen planen, in der Region zu bleiben. In Zeiten des Ärztemangels ist das mehr als Statistik – es ist Rückhalt. Ullrich Zuber, Vorsitzender des Hausarztvereins, wählte große Worte und nannte die Medical School ein „Leuchtturmprojekt für Europa“.
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UROPAS AUTO
Manchmal kehrt Geschichte nicht als staubiges Archivgut zurück, sondern auf vier Rädern – unter Strom, funkelnd wie eine Idee, die nach mehr als einem Jahrhundert wieder Fahrt aufnimmt. Der Flocken Elektrowagen von 1888, vermutlich das erste vierrädrige Elektroauto der Welt, hat in diesem Herbst genau das getan: Er ist zurückgekehrt.

Zunächst zur IAA mobility in München (siehe COBURGER# 71), nun – mit feierlichem Schwung – in seine Heimatstadt Coburg, wo er im Innenhof der Veste seine ersten öffentlichen Runden drehte. Und wer dabei war, spürte: Hier fährt mehr als ein Vehikel. Hier fährt ein Stück Coburger Identität. Sein Erfinder, der Unternehmer Andreas Flocken, verband damals Kutschenbau mit der avantgardistischen Elektrotechnik seiner Zeit – ein visionärer Schritt, geboren aus dem Erfindergeist eines Industriestandorts, der schon früh mehr war als eine Residenzstadt. Doch der Elektrowagen selbst verschwand, wie so viele technische Pioniere, in den Windungen der Geschichte. Was blieb, war die Idee. Und die wurde nun unter der Federführung des Vereins Making- Culture e.V. mit wissenschaftlicher Präzision und handwerklicher Kunstfertigkeit neu zum Leben erweckt, der COBURGER hat ausführlich darüber berichtet. „Das ist ein wahnsinnig tolles Projekt, das Industriegeschichte tatsächlich greifbar macht für uns in der Region“, sagte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. Auch Prof. Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger, erinnerte daran, dass Coburgs industrielle Vergangenheit nicht nur eine Fußnote sei: „Das kann man alles theoretisch erzählen, aber es ist immer was anderes, wenn dieser Erfindergeist einmal sichtbar, fassbar, greifbar wird.“ Genau das ist dem Team gelungen: den Geist von 1888 in das Heute zu übersetzen, ohne ihn zu verfälschen. Besonders bewegend waren die Worte der Urenkelin von Andreas Flocken, Ulrike Roth, die sich in das rumpelnde Gefährt setzte und den historischen Ritt wagte: „Die Federung ist natürlich kaum gegeben mit diesen Holzreifen, das ist natürlich schon schwierig“, sagte sie lachend. Doch dann wurde ihre Stimme leiser, stolzer: „Es war spannend, mal so einen Einblick in die ersten Tage des Automobils zu nehmen. Ja, da bin ich schon stolz.“ Hier geht’s zu unserem TV-Bericht:
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SOZUSAGEN DOPPELJUBILÄUM
Seit 1996 gibt es die Stiftung der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, hervorgegangen aus der früheren Sparkasse Coburg und seit 2005 im Verbund mit Lichtenfels vereint. Sie begann mit drei Millionen Mark, wuchs später auf 2,5 Millionen Euro an – und wurde nun, anlässlich des 20-jährigen Zusammenschlusses zur Sparkasse Coburg – Lichtenfels, erneut gestärkt: auf insgesamt fünf Millionen Euro. Ein kräftiges Bekenntnis, dass Förderung kein Nebenschauplatz ist, sondern eine regionale Aufgabe. In diesem Jahr standen wieder fünf Projekte im Mittelpunkt der jährlichen Spendenvergabe. Die Ausstellung zur 800-jährigen Geschichte der Veste war eines davon – und zugleich das sichtbarste. „Da haben wir viele neue Entdeckungen gemacht, neue Baubefunde, haben das älteste Burgtor entdeckt“, berichtete Dr. Sven Hauschke, der Leiter der Kunstsammlungen. Es sei gelungen, Forscher aus vielen Bereichen zu gewinnen und die Ergebnisse sichtbar zu machen. Mehr als 20.000 Besucherinnen und Besucher folgten dieser Einladung in die Vergangenheit. Besonders dankbar zeigte sich Hauschke für die Unterstützung der Sparkassenstiftung, denn diese habe ermöglicht, „dass wir eine 3D-Visualisierung neu erstellen konnten, in der wir die Baugeschichte der Veste Coburg vor Augen führen“. Ein digitales Tor in ein mittelalterliches Bauwerk – und zugleich ein Beispiel dafür, wie gereifte Geschichte und moderne Vermittlung eine fruchtbare Allianz eingehen können.
Die Stiftung und die Sparkasse haben in den vergangenen Jahren nahezu 300 Projekte mit mehr als 1,36 Millionen Euro gefördert. Neben der Veste-Ausstellung wurden weitere Initiativen unterstützt, die den gesellschaftlichen Atem der Region widerspiegeln, unter anderem eine musikalische Lesung zum Thema „80 Jahre Kriegsende“, ein Johann-Strauss-Jubiläumsprojekt, sowie eine Initiative der Gemeinde Weitramsdorf, die Jugendlichen wieder einen Ort des Zusammenhalts geben möchte. „Die Spende war ziemlich essentiell“, sagte Bürgermeister Hans Steinfelder. Der Jugendtreff , ein fast vergessener Ort, solle reaktiviert werden – als Raum für Integration, Freundschaft , Wohlfühlen.
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NACHFOLGEREGELUNG
Es gibt Orte, an denen Geschichte nicht in Vitrinen ruht, sondern täglich zwischen Aktenordnern, Mandantengesprächen und sorgfältig formulierten Schriftsätzen weitergeschrieben wird. Die Kanzlei Hörnlein & Feyler in der Coburger Kasernenstraße ist einer dieser Orte. Wer die Gründer Maren Feyler und Wolfgang Hörnlein von den frühen Tagen erzählen hört, merkt sofort: Hier begann vieles aus Mut, etwas aus Zufall – und fast alles aus Überzeugung. „30 Jahre, das ist ein rundes Jubiläum, aber irgendwie ist die Zeit wie im Flug vergangen“, sagte Maren Feyler im letzten Jahr rückblickend (siehe Ausgabe COBURGER#65). Und Wolfgang Hörnlein sieht heute noch den Teppichladen vor sich, der einst in jenem Gründerzeithaus residierte: „Seither haben wir hier unser Büro, das muss also damals die absolut richtige Entscheidung gewesen sein.“ Nun, ein Jahr nach dem gefeierten 30-jährigen Bestehen, steht ein neues Kapitel bereit. Kein lauter Einschnitt, sondern ein organischer Übergang, wie er nur dort gelingt, wo Strukturen gewachsen und Menschen miteinander vertraut sind: Seit Anfang 2025 gehören drei neue Partner zur Kanzlei – Rechtsanwältin Karoline Rink, Rechtsanwältin Heidi Schüler und Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Hacker. Drei Namen, die in Coburg längst keine Unbekannten sind. Mehr als ein Jahrzehnt arbeiten sie bereits im Haus, gewissermaßen als tragende Säulen der zweiten Reihe, bevor nun die Weichen für die Zukunft sichtbar gestellt werden. Mit rund 35 Mitarbeitenden, darunter zehn Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, die insgesamt neun Fachanwaltschaft en abdecken – vom Familienrecht über das Baurecht bis hin zum Medizinrecht – ist Hörnlein & Feyler die größte Kanzlei in Coburg Stadt und Land und eine der bedeutendsten in Oberfranken. Der Schritt zur erweiterten Partnerschaft markiert daher nicht nur einen Personalwechsel, sondern eine strategische Antwort auf das, was juristische Arbeit heute bedeutet: stetige Spezialisierung, technische Modernisierung und eine Gesellschaft im Wandel. Die neuen Partnerinnen und Partner formulieren es nüchtern, aber selbstbewusst: Gemeinsam stehe man für „eine moderne Kanzlei, um die bestmögliche Bearbeitung der Anliegen der Mandanten zu ermöglichen“.

UNRUHESTAND
Es gibt Reisen, die hört man nie richtig auf anzutreten. Man kann Jahrzehnte verstreichen lassen, Kontinente wechseln, Berufe, Familien, Gewohnheiten – und doch bleibt ein bestimmter Ort wie ein heller Punkt im eigenen Lebensatlas zurück. Für eine Gruppe ehemaliger Schülerinnen und Schüler des Coburger Gymnasium Casimirianum war dieser Punkt Griechenland. Genauer: eine Studienfahrt im Jahr 1975, als sie jung waren, neugierig und mit jener geistigen Aufbruchsstimmung ausgestattet, die eine humanistische Ausbildung zu wecken vermag. Fünfzig Jahre später – die meisten längst im gehobenen Ruhestandsalter – beschloss die Klasse, diese Reise zu wiederholen. Und beinahe alle kamen mit. Schon das allein wäre eine Geschichte wert: Menschen, die sich ein halbes Jahrhundert später wiederfinden, um noch einmal gemeinsam aufzubrechen. Anfang Oktober war es so weit – und es wurde ein besonderer Erfolg, ein Wiedersehen nicht nur mit Orten, sondern mit Teilen des eigenen Lebens. „Wissen heißt Verstehen“, lautete damals wie heute das unausgesprochene Motto. Fast schien es, als wiederholten sich die Gedanken und Gefühle von vor fünf Jahrzehnten. „Wie schon damals“, hörte man einige sagen. Und doch war vieles anders. Griechenland, das bleibt, aber die Perspektive hat sich verändert: Wo einst jugendliche Begeisterung stand, gesellt sich nun ein reicheres, reflektierteres Staunen. Und so wurde diese Reise, die zwei Mal im Leben stattfand, zu einem Bild dafür, was Bildung eigentlich bedeutet: nicht das einmalige Aneignen von Wissen, sondern die fortwährende Bereitschaft, die Welt und sich selbst mit neuen Augen zu sehen.
DIE NÄCHSTE GENERATION
Unter dem Titel „Das Kranke(n)haus – Wie Architektur heilen hilft“ präsentiert das Coburger Designforum Oberfranken e.V. eine hochgelobte Ausstellung. Sie zeigt, wie heilende Architektur Räume gestaltet, die Stress reduzieren und Genesung positiv beeinflussen können. Das Konzept beruht auf „Evidence-Based Design“ – wissenschaftlich fundiert, praxisnah und jetzt auch nach Stationen in Österreich und zuletzt in München in Coburg erstmals erlebbar. Die Besucherinnen und Besucher begegnen dabei nicht nur Modellen und Plänen, sondern der Frage, wie Architektur konkret wirkt: Licht, Farbe, Schall, Orientierung, Ausblick – all diese Faktoren beeinflussen Genesung und Wohlbefinden. Bis zum 14. Dezember 2025 können Interessierte in Coburg selbst erleben, wie Architektur mehr sein kann als Kulisse – wie sie aktiv zum Wohlbefinden und zur Genesung beiträgt. Vielleicht auch als Anregung für den anstehenden Neubau des Klinikum Coburg. Die Ausstellung im Steinweg 14, Eingang über die Große Johannisgasse, Öff nungszeiten Donnerstag und Freitag 16-20 Uhr, Samstag und Sonntag 12-17 Uhr. Hier geht’s zu unserem TV-Bericht
mit freundlicher Unterstützung einer der Sponsoren der Ausstellung, der
Weingarth-Stiftung: www.das-magazin.de/heilendes-krankenhaus/
SPENDENKONTO
Für den kleinen Ben aus Weitramsdorf, dessen schwere Erkrankung eine intensive Pflege und ein barrierefreies Zuhause erfordert, ist eine Spendenaktion angelaufen. Der COBURGER hat in seiner letzten Ausgabe darüber berichtet. Ziel ist der Umbau des Elternhauses, damit Ben ein neues Zimmer, ein barrierefreies Bad und Platz für medizinische Geräte bekommt. Die Hilfsaktion wird von Florian Sitzmann unterstützt, der nach seinem eigenen schweren Unfall bundesweit als Mutmacher bekannt ist, und vom Rotary-Club Coburg, lokalen Unternehmern und Partnern des barrierefreien Bauens. Jetzt ist Spendenkonto eingerichtet: Sparkasse Darmstadt
Der halbe Mann e.V. IBAN: DE10 5085 0150 0080 2005 36
BIC: HELADEF1DAS. Jeder Beitrag hilft, Ben ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
BLICK NACH THÜRINGEN
Die Elschukom GmbH aus Veilsdorf hat beim Sustainable Impact Award 2025 in der Sonderkategorie „Generali SME EnterPrize“ den ersten Platz errungen. Der Preis zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen für nachhaltiges Wirtschaft en im deutschen Mittelstand und ehrt Unternehmen, die ökologische und soziale Verantwortung messbar in ihr Kerngeschäft integrieren. Mit der Ehrung würdigt die Jury das konsequente Engagement von Elschukom, nachhaltige Praktiken in der Region umzusetzen – ein Vorbild für die lokale Wirtschaft. „Nachhaltigkeit ist bei uns nicht nur ein Wort, sondern tägliche Praxis“, betont das Unternehmen stolz.

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