Darüber spricht Lichtenfels #6

DAS SONNENHAUS ERWACHT

In der Kronacher Straße 21 beginnt ein neues Kapitel Lichtenfelser Stadtgeschichte. Das traditionsreiche Sonnenhaus, einst im Besitz der jüdischen Familie Bamberger, soll in den kommenden Jahren zu einem offenen Ort der Begegnung, Bildung und Kultur werden.

Mit der Vergabe des Erbbaurechts an den „Förderverein für das Sonnenhaus in Lichtenfels“ hat die Stadt den Weg für eine Zukunft geebnet, die Vergangenheit nicht verdrängt, sondern erlebbar macht. Der Verein möchte das Haus zu einem lebendigen Denk- und Lernort entwickeln – einem Raum, in dem Geschichte, Demokratie und Kreativität sich begegnen.

Geplant sind eine Bildungs- und Erinnerungsstätte zum jüdischen Leben in Lichtenfels, ein „Demokratie-Lernhaus“ für gesellschaftlichen Dialog sowie kulturelle Formate wie Literaturcafés, Ausstellungen
oder Filmabende. Auch ein Künstlerhaus mit Residenzprogramm und ein Zentrum für Handwerk und Design gehören zu den Visionen. Ein geplanter Bauhaus-Erlebnisraum soll zudem die architektonische Besonderheit des Hauses würdigen – mit digitalen Rekonstruktionen und Einblicken in das Bauhaus im ländlichen Bürgertum. „Wir möchten das Sonnenhaus öffnen – als Ort der Bildung, der Kunst und des Austauschs“, sagt Dr. Arnt-Uwe Schille, Vorsitzender des Fördervereins. Bürgermeister Andreas Hügerich spricht von einem „Beispiel gelebter Bürgerinitiative“.

Mehr als 50 Mitglieder zählt der Verein inzwischen – darunter auch Nachkommen der Familie Bamberger. Gemeinsam wollen sie das Sonnenhaus zu einem kulturellen Herzstück der Stadt machen: einem Ort, der Vergangenheit bewahrt und Zukunft gestaltet.

VERWANDTE HERZEN

Nicht jede Familie hat Großeltern in der Nähe – und nicht jeder Mensch, der älter wird, hat Enkelkinder. Das Projekt „Leihoma/Leihopa“ der Seniorengemeinschaft Lichtenfels bringt diese beiden Seiten zusammen. Es stiftet Nähe, wo sonst Distanz wäre – zwischen Generationen, die einander viel zu geben haben. Dr. Sigrid Christeiner erklärt das Prinzip schlicht: Seniorinnen und Senioren, die Zeit und Freude am Umgang mit Kindern haben, werden zu Leihgroßeltern. Familien erhalten Unterstützung im Alltag – und Kinder gewinnen Zuwendung, Geschichten und ein Stück Alltagsmagie. Ob Schulabholung, Fahrradtour oder Bibliotheksbesuch – gemeinsame Unternehmungen schaff en Vertrauen und Erinnerung. Auch Märchenstunden, Spaziergänge oder Begleitungen zu Freizeitaktivitäten gehören dazu. Wichtig ist, dass beide Seiten ihre Wünsche und Zeiten off en absprechen. Die Teilnahme ist über eine Mitgliedschaft in der Seniorengemeinschaft geregelt; ein erweitertes Führungszeugnis sorgt für Sicherheit. Für ihre Zeit erhalten Leihgroßeltern eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde. Wie bereichernd solche Begegnungen sind, zeigen die Erfahrungen von Claudia Fugmann aus Staffelstein und Roland Christeiner aus Lichtenfels.

Fugmann betreut drei kleine „Leihenkel“, liest Geschichten vor, lauscht ihrem Kinderlachen und wird mit Zuneigung überschüttet. Christeiner begleitet seinen achtjährigen Leihenkel zum Schwimmkurs, aufs Schützenfest und in den Zoo. Beim Abschied fragt der Junge jedes Mal: „Du kommst doch wieder?“ – eine Frage, die alles sagt. Noch suchen mehrere Familien in Lichtenfels nach Leihomas und Leihopas. Wer Herz und Zeit verschenken möchte, findet alle Informationen unter www.sg-lif.de

MUTMACHER AM OBERMAIN

Der Kaisersaal von Kloster Banz bot einen festlichen Rahmen, als am 20. Oktober der Lichtenfelser Ausbildungs-Löwe zum zehnten Mal verliehen wurde. Wo sonst barocke Pracht und klösterliche Stille herrschen, standen diesmal junge Talente und engagierte Ausbilder im Mittelpunkt – Menschen, die Zukunft gestalten. Landrat Christian Meißner führte durch die Feier und fand klare Worte: „Trotz wirtschaft lich schwieriger Zeiten investieren unsere Unternehmen in junge Menschen. Das macht Hoffnung, dass der Obermain bald wieder aufblüht.“ Auch Schirmherr Tobias Gotthart, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, würdigte das regionale Engagement für Ausbildung und Fachkräfteförderung als beispielhaft . Die Auszeichnung, eine Skulptur samt Geldpreis, wurde in den Kategorien Beste Quote und Bestes Konzept vergeben – jeweils abgestuft nach Unternehmensgröße. Eine Jury aus Vertretern von Wirtschaft , Schulen und Arbeitsverwaltung entschied über die Preisträger, die eines eint: gelebte Verantwortung für die nächste Generation. Ausgezeichnet wurden RM-Bau aus Ebensfeld, Elektrotechnik Hild aus Lichtenfels, das Bildungszentrum Kloster Banz, Zirkelbach Bad.Heizung.Solar aus Hochstadt am Main, der BRK-Kreisverband Lichtenfels sowie easy2cool, ebenfalls aus Lichtenfels.

Sie alle stehen für Mut, Weitsicht und die Überzeugung, dass Ausbildung mehr ist als ein Job – sie ist ein Bekenntnis zur Zukunft des eigenen Standorts. Und in einer Zeit des Fachkräftemangels wirkt dieser Löwe doppelt stark: als Symbol für Tatkraft und Zuversicht.

EIN HERZ FÜR DEN GUTEN ZWECK

Musik, die bewegt – nicht nur das Publikum, sondern auch etwas in und über die Region hinaus: Organisator Roberto Bauer blickt im Jahr 2025 auf zwei außergewöhnliche Konzerterfolge zurück, die den guten Zweck mit großer Kunst verbanden. Im barocken Kaisersaal von Kloster Banz feierten Künstler und Publikum eine Italienische Nacht zugunsten der OT-Leseraktion „Helfen macht Spaß“. Arien und Lieder von Vivaldi bis Verdi erfüllten den Raum mit jener Leidenschaft , die man nur aus der italienischen Oper kennt – voller Sehnsucht, Pathos und Lebensfreude. Anlass war das 25-jährige Jubiläum der Spendenaktion, die vom Journalisten Till Mayer ins Leben gerufen wurde. Eine Million Euro kamen in diesem Vierteljahrhundert Bedürftigen zugute – ein Beweis, dass Hilfsbereitschaft in Oberfranken eine lange Tradition hat. Bauer, langjähriger Förderer und Mitorganisator, widmete das Jubiläum einem Fest der Stimmen und des Mitgefühls. Das zweite Benefizkonzert führte unter freiem Himmel auf den Lichtenfelser Marktplatz: Das Wunderkinder-Duo Laetitia und Philip Hahn verzauberte das Publikum mit virtuoser Klaviermusik. Strahlender Sonnenschein begleitete ihren Auftritt – ein glücklicher Kontrast zum Vorjahr, als Regen den Abend fast vereitelt hätte. Der Erlös ging an die Stiftung Unser Lichtenfels. Zwei Abende, zwei Klangwelten, ein gemeinsamer Gedanke: Musik kann Brücken schlagen – zwischen Menschen, Generationen und Herzen. Und manchmal klingt Mitmenschlichkeit einfach wie ein schöner Akkord. Und das Jahr ist auch noch nicht zu Ende: Roberto Bauer lädt ein zum Silvesterkonzert „Weltklassik“ in der ehemaligen Synagoge Lichtenfels am 31.12. um 17 Uhr. Karten sind knapp.

BLÜHENDE VIELFALT AM OBERMAIN

Über 100 Gärten im Landkreis Lichtenfels tragen inzwischen das Prädikat „Naturgarten“ – ein sichtbares Zeichen für ökologisches Engagement und nachhaltige Gartengestaltung. Kürzlich lud der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege die 17 Eigentümer der neuesten Auszeichnungen in die Umweltstation Weismain ein, um ihre Gärten offiziell zu würdigen. Kreisfachberater Michael Stromer führte die Gäste anhand eindrucksvoller Bilder durch die vielfältigen Anlagen: bunt blühende Wiesen, heimische Gehölze, Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleintiere. Chemische Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Torf haben hier keinen Platz – stattdessen herrscht ein Miteinander von Natur und Gestaltung, das in der Naturgarten-Initiative seit 2020 Kernkriterium ist. Mit dem Garten der Familie Alin in Bad Staffelstein wurde kürzlich der hundertste Privatgarten zertifiziert; aktuell sind es sogar 109 Anlagen. Landrat Christian Meißner, zugleich Vorsitzender des Kreisverbandes, betonte die Vorreiterrolle des Landkreises in Bayern und die Bedeutung solcher Initiativen gegen die „Versteinerung“ moderner Gärten. Die Auszeichnung gilt nicht nur privaten Gärten: Auch Unternehmen oder Institutionen können teilnehmen. Für das kommende Jahr plant der Kreisverband eine Fortführung der Initiative, die das Bewusstsein für Biodiversität, naturnahe Gestaltung und ökologische Verantwortung weiter stärken soll. Interessierte Gartenbesitzer können sich bereits jetzt in der Umweltstation Obermain-Jura anmelden – und vielleicht bald selbst Teil der grünen Erfolgsgeschichte werden.

FÖRDERUNG MIT HERZ FÜR DIE REGION

Seit mehr als 200 Jahren ist die Sparkasse Coburg – Lichtenfels ein verlässlicher Partner für Menschen und Unternehmen der Region. Mit der Gründung ihrer eigenen Stiftung im Jahr 1996 unterstrich sie diese Verbundenheit auf besondere Weise: Drei Millionen DM wurden bereitgestellt, um gezielt Projekte in Coburg und Lichtenfels zu fördern. Bis heute ist die Sparkasse das einzige regionale Kreditinstitut mit einer eigenen Stiftung – ein Instrument, um die Heimat aktiv zu gestalten. „Unsere Stiftung macht die Region lebens- und liebenswert“, betont Dr. Martin Faber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. Seit 1996 konnten fast 300 Projekte mit über 1,36 Millionen Euro unterstützt werden. Auch in diesem Jahr freuten sich fünf Vereine und Organisationen über insgesamt 15.500 Euro, überreicht bei einem Festakt auf der Veste Coburg von Dr. Faber und Marcus Seiler. Unter den geförderten Initiativen befindet sich aus dem Landkreis Lichtenfels das interkulturelle Kunst- und Friedensprojekt „Kommt zusammen! Moschee, Kirche, Synagoge“ in Vierzehnheiligen.

In Zeiten wachsender Spannungen zwischen Religionen – verschärft durch den Nahost-Konflikt seit Oktober 2023 – setzt dieses Projekt ein starkes Zeichen: Fotograf Jochen Gewecke lädt mit rund 12 Detailaufnahmen aus Kirchen, Synagogen und Moscheen dazu ein, andere Religionen kennenzulernen und den Horizont zu erweitern. Von Mai bis Juli 2025 präsentierten die Bildungs- und Tagungshäuser Vierzehnheiligen erstmals diese Wanderausstellung in Oberfranken – ein wichtiger Beitrag für Begegnung, Verständigung und Frieden in unserer Gesellschaft .

POP ART TRIFFT BAROCK

Ein amerikanischer Pop-Art-Pionier im Kloster: Die Kunsthalle Kloster Banz zeigt als einer der ersten Orte weltweit die neue Serie „Women in Water“ von James Francis Gill – ein spätes Meisterwerk des heute 90 jährigen Künstlers, der zu den letzten lebenden Vertretern der amerikanischen Pop Art zählt. In der barocken Pracht der ehemaligen Benediktinerabtei entfalten Gills farbstarke Frauenbilder eine faszinierende Spannung zwischen sakraler Ruhe und moderner Bildsprache. Gill, 1934 in Texas geboren, wurde 1962 mit seinem Marilyn Triptych berühmt, das das Museum of Modern Art in New York in seine Sammlung aufnahm. Seine Porträts von Ikonen wie Marilyn Monroe, Grace Kelly oder John Wayne verbinden Realismus und Abstraktion zu energiegeladenen Kompositionen. Nach einem jahrzehntelangen Rückzug kehrte Gill in den 2000er Jahren mit frischer Schaffenskraft zurück – seine Werke hängen heute in renommierten Museen von Wien bis Washington. Mit „Women in Water“ vollendet Gill einen Werkzyklus, der seit den 1960er Jahren in ihm nachhallte. Die Serie feiert die weibliche Gestalt nicht nur als ästhetisches Motiv, sondern als emotionale Gegenwart – fließend, verletzlich, stark. In drei Werkgruppen zeigt sie Hollywood- Ikonen, vielschichtige Marilyn-Porträts und meditative Abstraktionen. Der Kontrast zwischen der heiteren Farbwelt des Pop und der barocken Architektur der Dientzenhofer-Brüder verleiht der Schau eine besondere Intensität – als würde Geschichte selbst kurz in Farbe getaucht. Die Ausstellung ist ist noch bis 30. November, jeweils Freitag bis Sonntag, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Kurator Stephan Zipfel bietet kostenlose Führungen an.

EIN JAHR REIT- UND THERAPIEZENTRUM

Seit einem Jahr bietet das Reit- und Therapiezentrum am Obermain Raum für Begegnung zwischen Mensch und Tier. Im Mittelpunkt steht die pädagogische Arbeit mit Pferden, die Kindern – besonders jenen mit besonderen Bedürfnissen – hilft , Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Neben der therapeutischen Arbeit dient das Zentrum als Ort des Austauschs: In Kooperation mit Fachleuten werden Veranstaltungen rund um Wissen und Verantwortung im Umgang mit Pferden angeboten. Auch der angeschlossene Pensionsstall legt Wert auf Achtsamkeit und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Tier. Nach einem ereignisreichen Jahr blickt das Team dankbar zurück – und zuversichtlich nach vorn.