… ein Finanzminister

Der emporstrebende Sohn eines Handwerkers, der sich auf Kosten anderer ungeniert bereicherte und es damit zu enormem Reichtum brachte. Der sogar in den Adelsstand erhoben wurde. Klingt wie ein modernes Märchen. Aber eines ohne Happy End. Letztlich musste der barocke Finanzjongleur nämlich viele Besitztümer wieder verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. Unter anderem den malerisch über dem Rodachgrund zwischen Bodelstadt und Seßlach liegenden Büdenhof.

Gallus Jacob von Hollach studierte als Seilerssohn aus Tauberbischofsheim in Würzburg und stieg schnell vom Kammerdiener zum Chef der Finanzverwaltung des Fürstbischofs auf. Heute wäre das vergleichbar mit einem Finanzminister. Als er in eine bekannte Würzburger Beamtenfamilie einheiratete, war er auch gesellschaftlich „oben“ angekommen. Als Dank für die Vermittlung würzburgischer Truppen zur Reichsarmee Kaiser Karl VI. wurde er sogar zum Hofkammerrat ernannt. Vielleicht stieg ihm dieser Erfolg zu Kopf. Gallus Jacob war bekannt dafür, dass er leicht bestechlich war. Ohne entsprechende Geldgeschenke war bei ihm nichts zu erreichen.

Als 1719 Johann Franz von Schönborn zum Würzburger Fürstbischof ernannt wurde, rächte sich dieser an dem verhassten Emporkömmling und strengte einen Prozess gegen ihn an. Gallus Jacob sollte
demnach die unvorstellbare Summe von 640 000 Gulden bezahlen. Aus heutiger Sicht wären das an die 20 Millionen Euro.

Die zusätzliche Auflage war eine weitere Demütigung, denn der ehemalige Handwerkersohn bekam nur ein halbes Jahr Zeit, die Summe aufzubringen. Schnell mussten alle zu Unrecht erworbenen Besitztümer verkauft werden. Unter anderem der Büdenhof im Coburger Land, den Gallus Jacob ehemals vom Kloster Ebrach erworben hatte. Aus dem Erlös finanzierte Schönborn den Bau der Würzburger Residenz. So trugen die Menschen, die auf dem Coburger Gutshof arbeiteten, ihren Teil zu dem prächtigen barocken Gebäude bei. Bemerkenswert.

Durch die Jahrhunderte – die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung war 1154 – wechselten die Besitzer und damit auch die Pächter. Etwa 50 Generationen lebten, arbeiteten, feierten und wohnten auf dem Büdenhof. Äcker, Wiesen, Fischteiche und sogar ein Braurecht gab es hier. Der gepflasterte Hof, der sich nach dem eindrucksvollen, schmiedeeisernen Eingangstor eröffnet, ist noch gut erkennbar. Und der gemauerte Brunnen in der Mitte sorgt bis heute für das Gefühl, hier autark leben zu können. Um 1900 herum zwangen wirtschaftliche Gründe den Besitzer dazu, das Anwesen aufzuteilen. Oberhalb befindet sich seitdem der Büdenhof 2, durchgängig und vierter Generation in der Hand der Familie Jahn. Die restlichen 2,6 Hektar gehören seit 2022 Kristina Knopp. Die Interimsmanagerin hat viele Ideen und kann sich vieles auf dem historischen Boden vorstellen.

Wohnen mit Pferd, Reittherapie, einen Naturschwimmteich, Teambuilding, Tinyhäuser für Gäste. Für derartige Umnutzungen müsste allerdings der Flächennutzungsplan geändert werden, was ein langer Weg ist. Im Moment schafft die Besitzerin hier als Coach erfahrenen Managern auf der Suche nach Neuorientierung eine Auszeit in dieser besonderen Umgebung. Wer einfach so mal raus aus dem Alltag will, kann ein liebevoll renoviertes Ferienhaus mit Blick auf den Forellenteich anmieten. Eine ländliche Idylle mit allem modernen Komfort – wiederbelebt von einer Frau mit dem Blick für Neues im Alten und gerüstet für alles Zukünftige. So gibt es also doch noch ein Happy End auf dem Büdenhof.