
Flegeljahre am Adamiberg
Im Jahr 2025 jährt sich der Todestag Jean Pauls zum 200. Mal – Anlass genug, dass vielerorts, so auch in Coburg, mit Ausstellungen, Lesungen und Konzerten des großen deutschen Schriftstellers gedacht wird. Jean Paul, mit bürgerlichem Namen Johann Paul Friedrich Richter, gilt als einer der originellsten Köpfe der deutschen Literatur zwischen Klassik und Romantik. Auch wenn sein Aufenthalt in Coburg nur eine kurze Episode in seinem bewegten Leben war, so hinterließ er in der „festen Stadt“ doch sichtbare Spuren – und Stoff für manche Anekdote. Jean Paul und Coburg – das war eine Liaison voller Hoffnung, doch mit kurzem Atem.
Jean Pauls Zeit in der Vestestadt
Im Jahr 1803 zog der Dichter, der schon mit Werken wie „Hesperus“ und „Das Leben des Quintus Fixlein“ Erfolge gefeiert hatte, in die Residenzstadt. Er sehnte sich nach geistigem Austausch, inspiriert vonder Vorstellung, am Hofe des Herzogs und im Kreise aufgeklärter Männer eine neue Heimat des Geistes zu finden. Und zunächst schien Coburg ihm das zu bieten: Der Philosoph Johann Andreas Ortloff, der Staatsminister Theodor von Kretschmann und der Dichter Moritz August von Tümmel gehörten zu seinem Kreis, die Herzogin Auguste las begeistert seine Bücher.
Jean Paul wohnte gegenüber dem ehrwürdigen Casimirianum und fand auf dem Adamiberg einen Rückzugsort, den er liebevoll seinen „Arbeits- und Verklärungsberg“ nannte. Dort, in einem schlichten Gartenhäuschen, das später zur Gedenkstätte wurde, schrieb er die ersten drei Bände seines Romans Die Flegeljahre und vollendete seine Vorschule der Ästhetik. Doch die Coburger Idylle trog. Die erhoffte geistige Blüte blieb aus, der geistreiche Zirkel erwies sich als brüchig. Mehr noch: Jean Paul geriet in die Wirren eines Machtkampfs zwischen Minister von Kretschmann und anderen Regierungsvertretern.
Der Dichter, der seine Rolle in diesem politischen Ränkespiel wohl überschätzte, sah sich bald umzingelt von Missgunst und Intrigen. Und so packte er im Sommer 1804 seine Sachen und zog weiter nach Bayreuth, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Coburg aber hat ihn nicht vergessen. Der Adamiberg, mit dem restaurierten Gartenhäuschen und der Jean-Paul-Büste, erinnert bis heute an den großen Schriftsteller, dessen kurze Zeit in der Stadt ein kleines, aber leuchtendes Kapitel in der Coburger Kulturgeschichte geblieben ist.
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