
Reisen allein, zu zweit, als Familie mit Kindern, „die schon aus dem Gröbsten“ raus sind, mit Freunden. Regionen in Europa, die mit dem Auto, per Bahn, mit dem Bus (oder dem Flugzeug) in ein paar Stunden erreichbar sind. Ziele für Menschen, die etwas sehen und erleben wollen, die interessiert sind an Kultur, Land und Leuten, an Natur, Bergen, Seen, Flüssen und Meer, gerne verbunden mit Bewegung an der frischen Luft und manchmal auch mit ein bisschen kalkuliertem Abenteuer. Das sind unsere COBURGER-Kultouren. In jedem Magazin eine. Mit vielen Bildern, die Lust aufs Fortfahren machen, und mit ein paar wenigen persönlichen Eindrücken, wenn Sie dieser Lust erliegen. Unser Tipp: Selbst auf Entdeckungsreise gehen.
OUDENAARDE
Manchmal führt eine Reise nicht nur in eine andere Stadt, sondern auch in eine Geschichte, die uns selbst betrifft. Wer von Coburg nach Oudenaarde aufbricht, reist nicht nur in die flämische Provinz Ostflandern, sondern auch zu einem besonderen Kapitel der Versöhnung. Denn Coburg und Oudenaarde verbindet mehr als eine Städtepartnerschaft – es ist eine Freundschaft, die aus den dunkelsten Stunden Europas erwachsen ist. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs suchten die Menschen beider Städte den Weg zurück zueinander. Was als Geste der Annäherung begann, ist heute gelebte Verbundenheit: Bürgerbegegnungen, offizielle Besuche, der bekannte und nicht mehr wegzudenkende Besuch der Delegation aus Oudenaarde alljährlich auf dem Coburger Weihnachtsmarkt – die Verbindung zwischen Coburg und Oudenaarde ist nicht bloß ein symbolisches Band, sondern ein lebendiger Austausch, der von beiden Seiten getragen wird. Und so wird auch der Besucher, der zum ersten Mal durch die Straßen von Oudenaarde schlendert, dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit spüren. Die Stadt, einst Zentrum der flämischen Tuchproduktion, atmet Geschichte – in den prächtigen Gildehäusern, im spätgotischen Rathaus, in den kleinen Cafés, in denen Radrennfahrer von der Ronde van Vlaanderen erzählen. Hier, wo die Schelde durch die Stadt fließt, pulsiert ein Leben, das gleichzeitig bodenständig und weltoffen ist – ein Ort, an dem man sich willkommen fühlt, auch wenn man von weit her kommt. Vielleicht, weil die Menschen hier gelernt haben, dass Vergangenheit nicht trennt, sondern verbinden kann.
DA STAUNT DER GAST
Wer nach Oudenaarde kommt, steht irgendwann unweigerlich vor dem prachtvollen Rathaus – und bleibt staunend stehen. Ein filigranes Meisterwerk der spätgotischen Baukunst, das mit seiner eleganten Fassade, den kunstvollen Fenstern und dem markanten Belfried die Geschichte einer stolzen Stadt erzählt. Erbaut zwischen 1526 und 1537 nach den Plänen des Architekten Hendrik van Pede, zählt es heute zu den schönsten Rathäusern Flanderns und ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. Doch das Rathaus ist nicht nur ein architektonisches Juwel, es ist auch ein lebendiges Zeugnis der reichen Vergangenheit Oudenaardes. Die Stadt war einst ein florierendes Zentrum der flämischen Tuchindustrie und der Wohlstand jener Zeit spiegelt sich in den kunstvollen Details des Gebäudes wider. Betritt man den Rittersaal, wird man von prachtvollen Wandteppichen empfangen – ein Hinweis auf eine weitere große Tradition der Stadt. Ein Name, der untrennbar mit dem Rathaus verbunden ist, ist Adriaen Brouwer, der weiter unten auch noch einmal eine Rolle spielen wird. Der flämische Maler, der für seine derben Wirtshausszenen berühmt wurde, wurde in Oudenaarde geboren. Eine Statue vor dem Rathaus ehrt ihn – und natürlich auch ein Bier, das seinen Namen trägt. Heute ist das Rathaus nicht nur ein beeindruckendes Denkmal, sondern auch ein lebendiger Ort: Ein Museum, ein Veranstaltungsort und ein Stück Identität einer Stadt, die stolz auf ihre Geschichte ist.
DAS SCHWITZT DER GAST
Oudenaarde ist eine Stadt, die atmet, was Flandern ausmacht – und das heißt: Kopfsteinpflaster, steile Anstiege und die Leidenschaft für den Radsport. Denn Oudenaarde ist nicht nur eine charmante flämische Stadt, sie ist auch das Herz der legendären „Ronde van Vlaanderen“ – der Flandern-Rundfahrt, die mit Erscheinen dieses COBURGER im April stattfindet. Dieses Radrennen, eines der wichtigsten Monumente des Radsports, ist eine Ode an die Härte und Schönheit Flanderns. Hier messen sich die besten Radprofis der Welt mit den gefürchteten Anstiegen: der Koppenberg, der Oude Kwaremont und der Paterberg – allesamt berüchtigt für ihr mörderisches Kopfsteinpflaster und ihre gnadenlose Steigung. Und Oudenaarde? Ist jedes Jahr der emotionale Endpunkt dieser epischen Prüfung. Doch die Ronde ist nicht nur ein Profirennen. Sie ist ein Volksfest. Am Vortag des Rennens können Hobbyfahrer dieselbe Strecke bewältigen, und wer das Centrum Ronde van Vlaanderen besucht, taucht tief in die Geschichte dieses mythischen Rennens ein. Hier gibt es Originalräder der Sieger, Videos legendärer Attacken und natürlich unzählige Geschichten über Helden wie Eddy Merckx oder Tom Boonen. In Oudenaarde ist Radsport kein Sport – er ist eine Lebensart. Wer hier durch die Straßen schlendert, merkt schnell: Die Stadt lebt auf zwei Rädern.
DOCH DIE RONDE IST NICHT NUR EIN PROFIRENNEN. SIE IST EIN VOLKSFEST.
DA SCHWÄRMT DER GAST
Flüsse erzählen Geschichten. Die Schelde, die sich sanft durch Oudenaarde schlängelt, ist mehr als ein Gewässer – sie ist die Lebensader der Stadt. Jahrhunderte lang war sie Handelsroute, Inspirationsquelle und Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs. Früher wurde hier feinste Wolle verschifft, und die reichen Tuchhändler ließen ihre prächtigen Häuser direkt am Flussufer errichten. Heute hat sich die Rolle der Schelde gewandelt: Sie ist ein Ort der Erholung, ein Paradies für Radfahrer und Spaziergänger. Der Scheldedamm ist eine der schönsten Strecken für Radtouren in Flandern, und wer hier entlangfährt, genießt nicht nur die sanfte Landschaft, sondern auch die Geschichten, die der Fluss erzählt. Der kleine Yachthafen von Oudenaarde zeigt, dass die Schelde immer noch Reisende empfängt – wenn auch heute nicht mehr mit Handelswaren, sondern mit Freizeitbooten. Und wer sich einfach ans Ufer setzt, dem fällt auf, wie sehr die Schelde die Stadt prägt: Sie macht Oudenaarde ruhiger, offener, entspannter. Ein Fluss verändert sich, genau wie eine Stadt. Aber er bleibt das, was er immer war: ein Band, das Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbindet.
DA TRINKT DER GAST
Bier ist in Belgien weit mehr als ein Getränk – es ist Kulturgut, Tradition und Handwerk in einem. Und in Oudenaarde zeigt sich das besonders eindrucksvoll. Die Stadt ist berühmt für ihre dunklen, malzigen Biere, die in der Tradition der flämischen Rotbiere stehen. Anders als die bekannten Trappisten- oder Abteibiere zeichnen sich diese Spezialitäten durch eine feine Balance aus süßen und leicht säuerlichen Noten aus – ein Geschmacksprofil, das durch die einzigartige Gärung und die lange Reifezeit in Eichenfässern entsteht. Untrennbar verbunden mit der Biergeschichte Oudenaardes ist der Name Adriaen Brouwer. Der berühmte flämische Maler des 17. Jahrhunderts, bekannt für seine rustikalen und oft derben Wirtshausszenen, wurde hier geboren – und ist heute Namensgeber für eine der bekanntesten lokalen Biersorten. Die Brauerei Roman, die älteste Familienbrauerei Belgiens (gegründet 1545), braut das nach ihm benannte Bier, ein kräftiges Bruin mit viel Charakter. Aber Oudenaarde ist nicht nur ein Ort des Brauens, sondern auch des Genießens. In den urigen Kneipen und gemütlichen Biercafés kann man sich durch die lokale Braukunst probieren, sei es das Adriaen Brouwer Bruin, das Oudenaards Dubbel oder eine der modernen Kreationen, die Tradition mit Innovation verbinden. Wer mehr über die Biergeschichte erfahren möchte, findet im MOU (Museum Oudenaarde) spannende Einblicke in die jahrhundertealte Brautradition der Stadt. Bier ist hier nicht nur Getränk – es ist Identität, Gastfreundschaft und ein guter Grund, sich mit den Menschen Oudenaardes an einen Tisch zu setzen. Denn eines ist sicher: In Oudenaarde wird Bier nicht einfach getrunken. Es wird zelebriert.
Nur vier Tipps aus nahezu unzählig vielen Möglichkeiten für Ihre persönliche Entdeckungsreise nach Oudenaarde. Informationen gibt es ausführlich im Netz, in gedruckten Reiseführern bei Ihrem regionalen Buchhändler, oder fragen Sie uns.
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