Macher: Dr. Torsten Renner

Dieses Mal Dr. Torsten Renner. Der Archäologe leitet seit Juli 2023 das Museum im Bildungszentrum Kloster Banz der Hanns-Seidel-Stiftung. In knapp zwei Jahren hat er das Museum modernisiert. Mit einem Bein in Berlin und dem anderen auf Banz präsentiert er den Ichthyosaurus der Petrefaktensammlung, die altägyptischen Antiken der Orientalischen Sammlung und die Historische Sammlung am Museum Kloster Banz. Das muss man erstmal machen.

LICHTENFELSER: Was haben Sie gemacht, um dieses Museum in ein modernes Museum zu wandeln?

Torsten Renner: Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln sind die Kernaufgaben der Institution Museum. In dieser Verantwortung bewegen wir uns am Museum Kloster Banz. Insgesamt konstruieren wir am Museum Kloster Banz eine neue Sammlungspolitik und ein damit im Verhältnis stehendes neues zeitgemäßes museales Leitbild. Wir gehen am Museum Kloster Banz in vielerlei Hinsicht neue Wege, brechen mit alten Traditionen und wagen in diesem Sinne vielfach Neues.

LICHTENFELSER: Was macht das Museum mit den Besucherinnen und Besuchern?

Torsten Renner: Wir leben in einer sich rapide verändernden Welt, die es zu verstehen und zu erklären gilt. Vor diesem Hintergrund leistet das Museum Kloster Banz mit seinem Bildungsauftrag auf unterschiedlichen Vermittlungsebenen unverzichtbare, kulturelle Bildungsarbeit. Insbesondere in Krisenzeiten stellt sich die Frage, was uns die Vergangenheit wert ist und wie wir auf diese Vergangenheit zurückblicken wollen. Besucherinnen und Besucher des Museums Kloster Banz gestalten diesen Ort mit ihrem Besuch zu einem lebendigen Raum für Impulse und Inspiration und konzipieren zugleich einen weltoffenen Raum interkultureller Begegnung.

LICHTENFELSER: Was macht so eine Neukonzeption mit dem Macher?

Torsten Renner: Geprägt durch meine Kindheit ist Kloster Banz mit seiner vielseitigen, vielgestaltigen und visuell greifbaren Geschichte für mich ein einzigartiger Erinnerungsort. Über die Grenzen akademischen
Denkens hinweg ist Kloster Banz für mich zugleich ein Ort der Inspiration und Regeneration. Das Museum ist eine Konstante in meinem bisherigen Leben. Die tägliche museale und kuratorische Arbeit prägt mein privates und berufliches Leben folglich auf ganz unterschiedliche inspirative und konstruktive Art und Weise.

LICHTENFELSER: Was für Macher brauchen Museen, Galerien und kulturelle Einrichtungen heute in Zeiten knapper Kassen?

Torsten Renner: Es braucht kreative Kuratorinnen und Kuratoren mit einem ausgeprägten Enthusiasmus, gelebter und authentischer Leidenschaft sowie einer gewissen Leidensfähigkeit. Was mit Liebe gemacht wird, hat einen Wert. Gegenwart und Zukunft : Museen sind Teil davon und müssen sich als Wissens- wie auch Erinnerungsorte des 21. Jahrhunderts positionieren.

LICHTENFELSER: Auf dem Land, auf dem Berg, mitten im Tagungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung: Funktioniert dieses Museum nur auf Banz – oder könnte man es, so wie es ist, in irgendeine Großstadt versetzen?

Torsten Renner: Das Museum Kloster Banz ist Teil eines Ensembles von Historie und Moderne. Eingebettet in die wunderschöne Landschaft des Obermain-Jura entsteht eine einzigartige historische Atmosphäre, die ein Alleinstellungsmerkmal bildet – eine Symbiose, die sich einander bedingt. Die naturwissenschaftlichen Museen heutiger Zeit finden ihren Ursprung in den Kuriositätenkabinetten des 14. Jahrhunderts sowie den Naturalienkabinetten des Barock des 18. Jahrhunderts. Das gilt für das Museum Kloster Banz wie auch für die Museumsinsel Berlin, wo ich meine berufliche Laufbahn begann. Um die Frage zu beantworten: Ja man könnte diese Sammlung in eine Großstadt versetzen. Allerdings nur den Sammlungsbestand, nicht jedoch den mit der Sammlung verbundenen einzigartigen Mikrokosmos, dessen historische Aura noch heute im Museum Kloster Banz visuell zu erleben ist.

LICHTENFELSER: Was werden Sie in Zukunft machen, um dieses Museum und diesen Ort am Puls der Zeit zu halten?

Torsten Renner: Die Petrefaktensammlung am Museum Kloster Banz ist als eine der ältesten paläontologischen Sammlungen in Bayern einzuordnen. Sie ist eine der wenigen deutschen paläontologischen Sammlungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, bei der der originale Sammlungsbestand als einzigartiges historisches Gedächtnis nahezu vollständig erhalten ist. Das ist ein hoher wissenschaftlicher Wert. Es ist das von mir gesetzte berufliche und persönliche Ziel, das historische und wissenschaftliche Erbe im Zusammenspiel mit anderen Akteuren und Institutionen zu erhalten und in eine museale Zukunft zu führen.

Die Fragen stellte Tim Birkner.