Es sind Menschen der Tat, Nimmermüde, Antreiber, Gestalter, Vorwärtsstrebende, Aktive. Es gibt sie auf der großen Bühne, seltener im Verborgenen, aber auch da. Sie stellen sich vor. Im KRONACHER. In jeder Ausgabe einer – Männer, Frauen und Diverse.
Dieses Mal: Britta Höfer ist Geschäftsführerin der Waltec GmbH in Steinberg. Das Maschinenbau-Unternehmen für die Glasindustrie setzt sich als 85-Mann-Betrieb weltweit immer wieder bei Aufträgen durch. Nach dem Embargo gegen Russland ist derzeit Nordafrika eine Boom-Region für Waltec. Wie macht sie das bloß?
KRONACHER: Was braucht man heute, um Macherin zu sein?
Britta Höfer: Ich glaube Ungeduld ist ganz wichtig. Das Gefühl wie ein Kind mit dem Fuß aufzustampfen und zu sagen: „Ich will aber.“ (lacht) Das führt dazu, dass ich selbst anpacke und die Idee ins Rollen bringe. Außerdem braucht es Neugier und einen unwahrscheinlichen Optimismus. Ich muss wissen und vermitteln: Das packen wir. Das wird gut.
KRONACHER: Wie steckt eine Macherin ihre Mitstreiter an?
Britta Höfer: Wir sind ein gut gemischter Haufen. Irgendeiner lässt sich anstecken. Dann sind wir zwei. Dann gärt die Idee, wir kauen das durch und plötzlich sind wir zu dritt. Dann beginnt die Idee zu laufen. Natürlich verändert sich die Idee in diesem Prozess – das ist gut. Doch ich brauche eine gesunde Ignoranz gegenüber den Rahmenbedingungen. Wenn ich als erstes auf alle Bedenkenträger höre, ist die Idee tot. Ich möchte starten und dann sehen, wie wir das hinbekommen.
KRONACHER: Lassen Sie sich auch anstecken von den Ideen anderer?
Britta Höfer: Generell ist es viel schwerer eine Idee auf den Tisch zu legen, als Opposition zu spielen und gegen alles zu sein. Ich schätze diejenigen, die ihre Ideen zur Sprache bringen. Ich höre mir das an und sage dann: Lasst uns das ausprobieren. Je leidenschaftlicher jemand für seine Idee brennt, desto leichter lass ich mich auch anstecken. Wenn wir dann gemeinsam weiter machen, dann können wir viel für uns und unsere Kunden erreichen.
KRONACHER: Sind Sie auch außerhalb von Waltec eine Macherin?
Britta Höfer: Egal, was ich mache oder wo ich mich engagiere: Es heißt, die Fahne hochzuhalten und Energie reinstecken. Vor anderen werde ich niemals jammern – das mache ich höchstens, wenn ich ganz alleine bin. (lacht) Ich möchte anderen Mut geben. Diese Haltung hat auch eine Wirkung im Gehirn, das haben Neurologen inzwischen erforscht. Ich merke das auch, wenn ich mit meinem Pferd unterwegs bin. Das Tier ist wegen irgendetwas verunsichert, ist ängstlich oder scheut. Ich weiß, dass uns auf dem Weg etwas Gruseliges erwarten wird – und muss ihm das Gefühl geben: Wir schaff en das. Ich muss Sicherheit ausstrahlen, auch wenn ich noch nicht weiß, wie wir genau an der Gefahrenstelle vorbei kommen werden.
KRONACHER: Ist es in unserer Region leicht, eine Macherin zu sein?
Britta Höfer: Unsere regionalen Stellen tun, was sie können. Sie sind aber auch in den Rahmenbedingungen gefangen. Früher dachte ich, wir als Unternehmen müssen so werden wie die ganz großen Konzerne. Heute weiß ich: Die vielen bunten Familienunternehmen, der Mittelstand, das macht Deutschland aus. Das ist unser hohes Gut – weltweit. Da trifft es mich, wenn ich höre, dass wieder ein Investor oder ein Konzern aus Indien oder China ein Unternehmen übernommen hat. Ich versuche zu tun, was ich kann: Mut machen, damit sich vor allem Nachfolgerinnen den Job zutrauen. Da geht es wieder um das Gleiche: Sicherheit vermitteln und ausstrahlen, damit wir die Unternehmen gut und sachlich weiterbringen.
KRONACHER: Welche Veränderungen haben Sie in der Region beobachtet?
Britta Höfer: Die Franken haben sich noch in den 1980er-Jahren schnell einschüchtern lassen, wenn ein Berliner kam und sie vollgequatscht hat. Das hat sich geändert. Aus der Ruhe heraus zieht es die Franken jetzt selbstbewusst in die Welt hinaus. Ich sehe das auch in unserem Unternehmen. Da kommt ein junger Mitarbeiter aus einem kleinen Dorf. Alles dreht sich um dieses Dorf. Und dann geht er ganz selbstverständlich für uns für vier Wochen nach China, um eine Maschine in Betrieb zu nehmen. Ich mag diese gesunde Mischung aus Neugier und konservativ sein. Unser stärkstes Kapital sind die Mitarbeiter. Dafür muss ich fair und nachvollziehbar führen und Entscheidungen treffen. Ich erlebe dann eine hohe Loyalität und wirklich lange Betriebszugehörigkeiten. Da sind wir wirklich stark und auf einem guten Weg.
KRONACHER: Wo braucht es noch Rückenwind für diesen Weg?
Britta Höfer: Die Führungskultur ändert sich gerade. Wir kommen aus einem preußischen System mit Dienstfolge, Rangordnungen und Befehlen. Heute gilt es, näher am Menschen zu führen. Da ist viel Motivation, Belohnung und Freiraum notwendig. Führung ist heute emotionaler. Ich muss ein stückweit loslassen. Wenn ich vertraue und Räume schaff e, kann jeder sein Talent am besten einbringen und selbst Verantwortung übernehmen. So finden wir auch Mitarbeiter: Wir suchen Talente, die mit uns diesen Weg gehen wollen.
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