Anzeige

Und wer dabei ist

Einblicke in die Hebammenarbeit im Coburger Klinikum – und leise Töne über eine große Veränderung

Coburg – eine Stadt, die stolz ist auf ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Menschen. Und auf ihre Kinder. Rund 1.200 von ihnen erblicken jedes Jahr im Coburger Klinikum
das Licht der Welt. Es ist ein besonderer Ort – nicht nur für Familien, sondern auch für jene, die diesen Moment Tag für Tag mit Hingabe begleiten: die Hebammen im Kreißsaal. Sie sind es, die in den ersten Minuten des Lebens an der Seite von Mutter und Kind stehen – oft im Hintergrund, aber unersetzlich.

DER ERSTE SCHREI, DER ERSTE BLICK

Im Kreißsaal des Klinikums ist kein Tag wie der andere. Es gibt keine Routine, keine vorhersehbaren Abläufe. Eine Geburt kann Stunden dauern oder binnen Minuten verlaufen. Mal ist es eine ruhige Nacht, mal überschlagen sich die Ereignisse. Und immer sind es die Hebammen, die mit ruhiger Hand, wachem Blick und viel Erfahrung die Situation einschätzen, begleiten und gestalten.
„Wir sind meist die ersten, die die Frauen hier empfangen“, erzählt eine der freiberuflichen Dienst-Beleghebammen des Hauses. „Manche kommen mit Wehen, andere mit Beschwerden und Fragen – und manche einfach, weil sie spüren, dass etwas nicht stimmt. Wir hören zu, klären auf, handeln.“ Dabei geht es nicht nur um Geburten. Auch Schwangere mit vorzeitigen Wehenoder anderen Komplikationen haben den Kreißsaal zur Anlaufstelle. „Wir sind für alle Schwangeren ab der 23. Woche da – unabhängig davon, ob sie zur Entbindung kommen oder ambulant betreut werden“, heißt es aus dem Team.

MITEINANDER STATT FLIESSBAND

Die Geburtshilfe in Coburg lebt von einem Miteinander – zwischen Hebammen, Ärztinnen und Ärzten, Pflege und den werdenden Familien. Die Hebammen am Klinikum Coburg arbeiten im Dienst-Belegsystem: Sie sind freiberuflich tätig, selbstorganisiert im Schichtdienst, und gestalten ihren Alltag in enger Abstimmung mit dem Klinikbetrieb. Dieses Modell erlaubt es, fl exibel zu agieren – ein entscheidender Vorteil in einem Bereich, in dem Unplanbarkeit zum Alltag gehört. „Wir betreuen im Schichtsystem – Frauen in der Schwangerschaft sowie vor, während und nach der Geburt. Wir wechseln uns ab, helfen einander, reagieren situativ.“ Dass dabei viel Fachwissen gefragt ist, wird oft unterschätzt: CTGs schreiben, Blut abnehmen, medizinische Maßnahmen einleiten, dokumentieren – all das gehört zum Alltag. Und das alles oft in emotional aufgeladenen Situationen. „Es ist ein Beruf mit viel Verantwortung – aber auch mit sehr viel Nähe“, sagt eine Hebamme. „Wir sind da, wenn eine Mutter weint, wenn die Nabelschnur durchtrennt wird, wenn ein Kind den ersten Schrei ausstößt. Das vergisst man nicht.“

ARBEIT ZWISCHEN VERANTWORTUNG UND UNSICHTBARKEIT

Der Beruf der Hebamme ist einer, der leise wirkt – aber in seiner Bedeutung tief verankert ist. Die Frauen, die hier arbeiten, sind mehr als Geburtshelferinnen. Sie sind Stabilität in Momenten der Unsicherheit. Sie sind die Konstante, wenn die Zeit drängt, wenn Emotionen hochkochen, wenn gehandelt werden muss. Dabei stemmen sie nicht nur medizinische Arbeit, sondern auch einen organisatorischen und wirtschaftlichen Spagat. Als freiberuflich tätige Dienst-Beleghebammen tragen sie sämtliche Versicherungen selbst, zahlen Steuern, und rechnen ihre Leistungen direkt mit den Krankenkassen ab. Es ist ein System, das viel Einsatz erfordert – aber über viele Jahre hinweg gut funktioniert hat. Doch gerade hier kündigt sich leise ein Wandel an: Ab dem 1. November 2025 treten neue Abrechnungsmodalitäten in Kraft , die bundesweit für alle freiberuflichen Hebammen im Dienst-Belegsystem gelten. Was auf den ersten Blick wie eine Formalität erscheint, könnte in der Praxis spürbare Folgen haben – nicht zuletzt finanzieller Natur. Die Betreuung wird künftig kleinteiliger abgerechnet, bestimmte Leistungen – vor allem bei ambulant betreuten Schwangeren – fallen aus der Vergütung. „Wir machen unsere Arbeit nicht wegen der Zahlen“, sagt eine der Hebammen, „aber wir möchten für unsere Leistungen angemessen vergütet werden. Und damit auch weiterhin alle Frauen hier betreut werden können – ob zur Geburt oder in einer Notsituation – braucht es verlässliche Rahmenbedingungen.“

HEIMAT IM ERSTEN ATEMZUG

Das Coburger Klinikum ist für viele Familien der erste Ort des neuen Lebens. Für die Hebammen ist es ein Stück Heimat geworden – beruflich wie menschlich. Die Frauen, die hier tätig sind, geben viel: Kraft , Zeit, Ruhe, Erfahrung. Und sie tun es mit Hingabe – Tag für Tag, Nacht für Nacht. Was sie sich dafür wünschen, ist kein Applaus, kein Rampenlicht. Sondern einfach die Möglichkeit, ihre Arbeit weiterhin so tun zu können, wie sie es seit Jahren tun: zuverlässig, professionell und mit ganzem Herzen. Denn für sie beginnt Heimat mit dem ersten Atemzug – und mit der Hand, die ihn begleitet.