von Wolfram Hegen
Hört auf eure Kinder
In jedem COBURGER laden wir an dieser Stelle Coburger oder Nicht-Coburger ein, ihre Meinung zu sagen.
Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit meinen beiden Töchtern.
Sie gehören der Generation an, die zwei Jahre lang diszipliniert ihr Schul-, Universitäts- und Privatleben den Maßnahmen der Corona-Pandemie untergeordnet hat. Eine Generation, die wichtige lange Jahre dieser prickelnden, aufregenden, prägenden Zeit als junger Erwachsener dem Gemeinwohl geopfert hat, der Solidarität mit den Älteren, Schwächeren, Gefährdeteren, mit dem Großteil der Bevölkerung. Eine Generation, die das von einem Virus ausgelöste und von Erwachsenen oftmals hilflos gemanagte Bildungswesen ertragen musste in einer Phase ihres Lebens, in der man den Grundstein legt für das Leben. Eine Generation, die ruhig geblieben ist, geduldig, brav, vernünftig trotz der Unvernunft manch Erwachsener in ihrer nächsten Umgebung, die sie eigentlich schützen sollte.
In unserer Diskussion ging es um Sexismus und Rassismus. Es ging um alte weiße Männer (also auch um mich), ums Gendern, um ungleiche Chancen von Männern und Frauen. Es ging um Demokratie, wie kompliziert und langsam sie manchmal ist, darum, ob Politik etwas verändern kann. Es ging darum, wie die Generation das, was ihr wichtig ist, so kommuniziert, dass sie viele mitnimmt auf ihrem Weg. Es ging um ihre Themen. Es ging um ihre Zukunft . Es ist ihre Zukunft .
Wir, die so vielen Älteren in unserer Wohlstandsgesellschaft, müssen dankbar dafür sein, dass die junge Generation durch das geduldige Erdulden der Corona-Pandemie nicht ihre Ungeduld verloren hat, ihre Themen zu den Themen aller zu machen, etwas verändern zu wollen, und dabei laut zu sein, leidenschaftlich.
Und wir müssen dankbar sein, dass sie dabei fest verwurzelt ist in unserem freiheitlichen System, das zu oft schon als überholt dargestellt wird, als zu langsam, als zu verlogen, und das wir alte weiße Männer und Frauen durch Arroganz und Bequemlichkeit oft unterhöhlen, statt es zu verteidigen. Wir haben der jungen Generation viel zu verdanken. Sie hat bewiesen, dass sie solidarisch ist, dass sie Opfer bringen kann.
Jetzt sind wir dran.
Wir müssen ihnen zuhören. Wir müssen sie unterstützen.