Monaco Franke

Der Monaco Franke #53

Was haben das Franz-Josef-Strauß- und das Queen-Begräbnis, das Oktoberfest und das Coronavirus gemeinsam? … Richtig! Alle wurden übertragen! Dudd mer leid, aber manchmal kann man sich in diesen Zeiten nur in Kalauer flüchten. Warum? Also schaua’s: „Drei „Kreizerl“ haben sie in München geschlagen, dass nach zwei Jahren Coronapause das Oktoberfest endlich wieder stattfinden durfte auf der Theresienwiese. Ein vergleichbares Heiligtum wie die „Wiesn“ haben die Franken nicht. 700.000 Menschen sind gleich am ersten Wochenende in die 14 Riesen-Bierzelte und die Fahrgeschäfte rund um die stolze Bavaria gepilgert – der ja nach wie vor grassierenden Coronapandemie zum Trotz. Auf einer Skala von 1 bis 10 hatten Experten die Wahrscheinlichkeit einer COVID Ansteckung bei einem zweistündigen Aufenthalt in einem Bierzelt mit „9,5 oder mehr“ beziffert, was sich in der zweiten Wiesnwoche mit den stark steigenden Infektionszahlen prompt bewahrheitete. Virenübertragung mit Ansage also. „Wurschd“, sagte der Münchner Bursch oder das Münchner Kindl. Das war es ihnen wert.

Wenigstens einmal im Jahr im Dirndl oder in der Krachledernen auf den Biertischen stehend mit Tausenden anderen Besoffenen „Layla“ oder „Fürstenfeld“ plärren zu dürfen – offenbar bedeutet das für viele hier so etwas wie Heimat. Natürlich kommen auch wieder unzählige Touristen. Das sind aber nicht ganz so viele wie vor der Pandemie. Aber es reicht. Die Hotellerie in München freut sich, dass sie ihre Zimmerpreise für die knapp zweieinhalb Wochen mal locker verdoppeln kann, um wenigstens ein paar Einnahmeausfälle der letzten Jahre wieder reinzuholen: „A Zimmer hamma nimmer frei. Oba i kännt‘ eana no‘ a Kammerl anbieten. Ohne Fenster, aber mit Matratze und Waschbecken. 180 Euro!“

Ja, wo samma denn?! Aber die Nachfrage bestimmt bekanntlich die Preise – das ist erstes Semester Betriebswirtschaftslehre … ach was: 9. Klasse Wirtschaft und Recht! Mit Recht hod des zwar amoll goar nix zu tun, oba die Leit‘ sind so debberd und zohln des aa. Da isses scho wirklich angenehm, dass ich vo meiner Stadtteilkerwa zu Fuß hamgeh‘ konn … also wenn ich den Weg noch find‘.

Ja, so ein Heimatgefühl lassen sich die Menschen etwas kosten. Auch solche, die gar nicht aus München sind, sondern sich einfach dem gesellschaftlich ja längst voll anerkannten „Gemeinschaftserlebnis Bierzelt“ hingeben, nicht ohne vorher auch noch teures Geld für ein Trachtenkleid, einen feschen Janker oder Haferlschuh auszugeben. Der Monaco sagt scho immer: 51 Wochen im Jahr Mate-Tee trinken und vor lauter „political correctness“ bloß nix Falsches soong, aber dann auf der Wiesn die Sau rauslassen und mitschreia, wenn es alle paar Minuten „oans, zwoa, gsuffa“ heißt oder halt „meine Puffmama heißt Layla, sie ist schöner, jünger, geiler!“

Andererseits: Verglichen mit den Bordell-, Benzin- oder gar den Gaspreisen ist die Anhöhung des Maßpreises auf durchschnittlich schlappe 13,70 Euro regelrecht gemäßigt ausgefallen. Vielleicht ist’s in diesen Tagen ja einfach billiger, drei Stunden im Bierzelt zu hocken, als ins Freudenhaus zu gehen oder daheim zu bleiben und die Bude heizen zu müssen!

Aber zurück zum Heimatbegriff: Was ist Heimat eigentlich? Keine einfache Frage, bei der aber ausnahmsweise sogar mal Kalendersprüche weiterhelfen! Musiker und Schriftsteller sagen ja gerne, Heimat ist da, wo sie gelesen bzw. gehört werden. Am treffendsten ist wahrscheinlich der Satz: „Heimat ist, wo ich geliebt und respektiert werde.“ Wenn das stimmt, dürften sich die Ukrainer und Russen hier nicht sehr heimisch fühlen, die in den letzten Monaten zu uns geflüchtet sind und die nach Putins Ankündigung einer neuen Mobilmachung gerade wieder über die Grenzen zu gelangen versuchen. Schließlich hat CDU-Chef Friedrich Merz alle Flüchtlinge als „Sozialtouristen“ tituliert, die nur zwischen ihrem Land und Deutschland hin und herpendeln würden, um unsere Grundsicherung abzukassieren. Der Mann, der ja selbst nicht mal ein Erste- Klasse-Bahnabteil besteigt vor lauter Angst, sonst für einen Sozialabsteiger gehalten zu werden und der deshalb lieber mit dem Privatflugzeug zwischen Berlin, seinem Heimatort Brilon und neuerdings dem Isar II hin- und herjettet. Auch wenn ihm seine (unbedachten?) und durch nichts belegten Worte hinterher angeblich leidtaten: Es bleibt hängen.

Wie sehr Heimat auch mit Personen verknüpft sein kann, hat uns das Vereinigte Königreich gerade gezeigt. Ein ganzes Volk war wochenlang in Trauer nach dem Ableben von Queen Elisabeth II. Für viele Briten war es so, als sei ein enges Familienmitglied von ihnen gegangen, obwohl sie der 96-Jährigen nicht einmal im Leben begegnet waren. Kaum einen auf der Insel ließ der Tod der Königin kalt. Gleiches dürfte für die nun anstehende Inthronisierung von Charles gelten, der als King Charles III. der König aller Briten sein wird – vielleicht mit Ausnahme einiger ganz weniger Antimonarchisten. Und das, obwohl auch er das Heizgeld für den Buckingham Palace und viele andere seiner Schlösser und Anwesen wie seine Mutter aus einem Staatsfond beziehen wird.

Das alles ist hier bei uns unvorstellbar. Der Letzte, der im Freistaat „König-like“ beigesetzt wurde, war 1988 Franz Josef Strauß, und das trotz aller Affären, die den früheren bayerischen Ministerpräsidenten zu Lebzeiten nichts anhaben konnten. Trauerfeier, Staatsakt, Beisetzung durch den späteren Papst Benedikt XVI., aber vor allem einer der größten Trauerzüge, den Bayern je gesehen hat – vom Siegestor zum Odeonsplatz im von einer bayerischen Fahne bedeckten Sarg. Kein Landesvater nach ihm wird das wieder erreichen. Auch kein Söder, der FJS seit Jugendtagen ja in vielen Belangen nacheifert.

Und was sagt uns das jetzt? Auf jeden Fall eins: Heimat ist ein schöner Ort, manchmal ein schwieriger und manchmal auch gar keiner. Oder um es mit Mahatma Gandhi zu sagen: „Der Mensch ist dort zuhause wo sein Herz ist, nicht dort, wo sein Körper ist.“ Hat er fei schee g’soochd!

Schätzla, schau wie iech schau!

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