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Fit für die Zukunft #39

Fit für die Zukunft – Wie das Sportland Coburg die Krise bewältigt

Die Corona-Krise erwischte viele Unternehmen, viele Betriebe, viele Selbstständige aus dem Nichts. Ohne Vorbereitung, ohne Notfallplan, ohne eine Vorahnung. Vor allem Geschäfte und Dienstleister, die wochenlang ihre Türen schließen mussten, spüren die existenziellen Auswirkungen. Keine Kunden, keine Aufträge, keine Umsätze, keine Zukunft. Besonders hart traf es Fitnessstudios. Sie durften in Bayern erst nach 3 Monaten wieder öffnen. So wie das Sportland Coburg in Dörfles-Esbach. Und doch blickt man dort optimistisch in die Zukunft, erzählt Geschäftsführer Rainer Falch im Gespräch mit dem COBURGER. – von Wolfram Hegen

COBURGER: Es ist ja erst ein paar Wochen her, als plötzlich fast von einem Tag auf den anderen auch alle Fitnessstudios schließen mussten. Wie war das für Sie?

Rainer Falch: Das war natürlich erst einmal ein Schock, weil Du Dir so etwas nie hättest vorstellen können. Ganz im Gegenteil: 2019 war noch ein erfolgreiches Jahr und auch die Monate Januar und Februar 2020 verliefen planmäßig. Wir waren also Anfang März noch bester Dinge. Und dann wirst Du quasi von einem Tag auf den anderen von 100 auf Null heruntergebremst, wirst ausgeknockt wie ein Boxer, der nach einem heftigen Schlag zu Boden geht. So haben wir uns gefühlt.

COBURGER: Und wie seid ihr dann wieder auf die Beine gekommen?

Rainer Falch: Wie ein Boxer auch. Der schüttelt sich, orientiert sich, steht wieder auf, analysiert mit seinem Trainer die Situation. Wir haben natürlich wie viele andere auch erst einmal reagieren müssen, haben unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und einen Notfallplan für die nächsten Wochen und Monate entwickelt. Ziemlich schnell haben wir uns aber auch vorgenommen, diese Krise als Chance zu nutzen, um uns über die Ausrichtung des Unternehmens Gedanken und es fit für die Zukunft zu machen. Dabei spielte auch bei uns sehr schnell das Thema Digitalisierung eine große Rolle. Innerhalb von Tagen haben wir zusammen auch mit dem Sportland Erlangen zwei online Fitness Plattformen ins Leben gerufen. www.sportland-coburg/staysafe und www.meinfitnessundgesundheitsclub.de.

Beide Plattformen wurden super angenommen und wir haben viel positives Feedback bekommen. Wenn unsere Mitglieder nicht zu ins Sportland kommen können, dann eben wir online zu Ihnen nach Hause! All die Wochen konnten unsere Mitglieder vier mal täglich von Montag bis Sonntag per Live-Stream mit uns zusammen trainieren und mit uns in Kontakt bleiben oder sich aus den Archiven passende Kurse aussuchen. Dann aber haben wir noch einen Hieb eingefangen, der mit Corona nichts zu tun hatte.

COBURGER: Was war das für ein Tiefschlag?

Rainer Falch: Kurze Zeit nach dem Lockdown ist bei uns ein Wasserschaden festgestellt worden. Am Anfang dachten wir noch, das ist nur eine Kleinigkeit, aber von Woche zu Woche wurde das Ausmaß größer. Jetzt muss quasi der gesamte Gastronomiebereich trockengelegt werden. Da macht die Fachfirma Polygonvatro zwar einen super Job, aber dennoch dauert so etwas mehrere Wochen. Und das alles noch nebenher zu Bewältigung der Corona-Krise. Das war schon noch einmal ein Schlag in die Magengrube. Glück im Unglück war nur, dass der Fitnessbereich und unsere Halle mit Tennis und Badminton nicht von dem Schaden betroffen waren, so dass wir mit diesen Flächen für die Wiedereröffnung im Juni planen konnten. Und dass wir ein starkes Team sind, viele tolle Leute und Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann, und für die man ja auch Verantwortung hat.

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COBURGER: Es hat ja dann gefühlt eine halbe Ewigkeit gedauert, bis auch Fitnessstudios wieder öffnen dürfen, natürlich nur unter besonderen Hygienebedingungen. Wie habt ihr das bei euch umgesetzt?

Rainer Falch: Seit Anfang Mai gab es ja ein Konzept der Fitnessbranche, das gemeinsam mit einer Hochschule entwickelt wurde. Also wie stellt man genug Desinfektionsmöglichkeiten zur Verfügung, wie markiert man Wege auf dem Boden, wie werden die Mitarbeiter geschult und vor allem die Frage, wie sorgt man für genügend Abstand zwischen den Fitnessgeräten. Da haben wir natürlich das Glück, dass wir über eine große Tennis- und Badmintonhalle mit insgesamt 4 großen Feldern verfügen. Eines davon haben wir jetzt zum Fitnessstudio umfunktioniert. Dazu haben wir einen Tag lange die Hälfte der Fitnessgeräte mit einer Hebebühne aus einem großen Fenster im ersten Stock nach unten transportiert und dort mit dem Gabelstapler in die Badmintonhalle gefahren. Die Schreinerei Büttner aus Lautertal hat uns dabei bestens unterstützt. Jetzt haben wir für die gleiche Anzahl an Geräten sogar etwas mehr als die doppelte Fläche als vorher mit mehr als ausreichend Abstand zwischen den Geräten. Und dennoch haben wir für den Sommer ja noch 1 Tennisfeld und 4 Badmintonfelder, also auch die Ballsportler kommen auf ihre Kosten. Unsere Gastronomie- und Bowlingfreunde müssen sich allerdings auf Grund des Wasserschadens noch gedulden!

COBURGER: Und wie sieht jetzt nach dieser Anpassung an die aktuellen Vorschriften und die Wiedereröffnung am 8. Juni 2020 Eure Vision für die Zukunft aus?

Rainer Falch: Ich will natürlich nicht alles verraten, aber wir haben zum Beispiel sehr intensiv die Möglichkeiten der Digitalisierung weiter diskutiert. Das bleibt im Alltagsgeschäft einfach oft liegen. Wir haben uns mit Videodrehs beschäftigt, mit Livestreaming, wir haben wie schon gesagt zwei neue Online-Plattformen ins Leben gerufen. Unser Online Fitness Club www.meinfitnessundgesundheitsclub.de bietet auch eine gute Möglichkeit für Unternehmen, ihre Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung sinnvoll zu ergänzen. Schon in den letzten Wochen haben spontan drei Unternehmen aus der Region die Chance genutzt, diese Kurse und Informationen ihren Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Wir werden uns darüber hinaus auch intensiv über weitere Veränderungen Gedanken machen. Alles das wird dann in unsere Zukunfts-Vision „Sportland 2025“ einfließen. Die Welt verändert sich permanent und wir verändern uns mit ihr. So haben wir das ja in den letzten 30 Jahren auch gemacht, z.B. 2005 elektronische chipkartengesteuerte Trainingsgeräte eingeführt, 2013 das Vibrationstraining, 2016 Functional Training, und eben 2020 jetzt online-Training.

COBURGER: Was ist also Ihre Lehre aus dieser Krise? Was haben Sie gelernt?

Rainer Falch: Wir alle hier vom Sportland sind mit der Krise im Reinen. Das war und das ist sicherlich keine leichte Zeit, aber wir haben das Beste draus gemacht. Wir haben erlebt, dass wir als Team auch eine solche Krise gemeinsam meistern können. Wir haben diese Phase gut gemanaged und uns gleichzeitig auf die Zukunft vorbereitet. Und wir freuen uns darauf, in den nächsten Jahren unsere Fitness-, Gesundheits- und Sportangebote weiterzuentwickeln – gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden, die sich in den letzten Wochen sehr verständnisvoll und solidarisch gezeigt haben. Ganz herzlichen Dank dafür.

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