Blue Zones
Das einfache Geheimnis der Gesundheit
In einigen ursprünglicheren Regionen, den „Blue Zones“, ist ein besonderes Phänomen zu beobachten: In diesen Gebieten erreichen überdurchschnittlich viele Bewohner ein Alter von über hundert Jahren, und das mit weitaus weniger gesundheitlichen Einschränkungen als in den Industrieländern. Doch welche Kriterien machen „Blue Zones“ aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Forscher Dan Buettner seit mehreren Jahrzehnten. Seine Erkenntnisse lassen sich in fünf Grundpfeiler einer gesunden Lebensweise unterteilen.
Essenziell für Agilität bis ins hohe Alter ist es laut Buettner, einen Grund zu haben, jeden Morgen aufzustehen. So kann beispielsweise soziales Engagement in einem Verein oder bezwingbare körperliche Arbeit dem Leben einen Sinn verleihen. Das Gefühl, auch im Alter gebraucht zu werden, schützt vor einem Rückzug in die eigenen vier Wände und damit vor Vereinsamung. Bewohner der blauen Zonen legen sehr viel Wert auf Geselligkeit, regelmäßige Treff en mit ihren Lieben haben oberste Priorität. Es wird davon ausgegangen, dass Einsamkeit die Lebenserwartung um rund 15 Jahre verringern kann. Um gegen sie vorzugehen, schließt man sich in blauen Zonen zu Solidargemeinschaft en zusammen, die Sozialversicherung und Freundesgruppe zugleich bilden. Regelmäßiger Sozialkontakt wird so auch älteren Menschen ohne Familie oder Partner gewährleistet. Ihr Liebesleben pflegen „Blue Zone“-Bewohner bis ins hohe Alter. Menschen in einer festen Beziehung leben bis zu sechs Jahre länger als geschiedene, ledige oder verwitwete Menschen.
Obwohl die Bewohner sehr gesund leben, gibt es keinen trendhaft en Gesundheitswahn. Sie integrieren niederschwellige Belastungen wie Radfahren oder Spazierengehen in den Alltag. Durch den Gewöhnungseffekt wird die körperliche Aktivität nicht mehr als anstrengend empfunden. Auf diese Weise bewegen sich die Menschen bis ins hohe Alter, ohne sich dabei zu überanstrengen. Kontinuierliche Bewegung ist für den menschlichen Körper schonender als kurzzeitige Höchstbelastung, auf die tagelang kaum Bewegung folgt.
Ebenso moderat verfahren die „Blue Zone“-Bewohner mit ihrer Ernährung. Oftmals sind diese von der Zivilisation abgeschnitten. Deshalb versorgt sich die Bevölkerung durch Eigenanbau, dessen Erträge keine ungesunden Inhaltsstoffe wie industriellen Zucker enthalten. Etwa 80% des menschlichen Kalorienbedarfs werden durch pflanzliche Lebensmittel gedeckt. Aber auch mal ein Wein oder Naschereien kommen auf den Tisch. Diese Genussmittel fallen aber nicht ins Gewicht, da durch die Eigenherstellung zahlreiche ungesunde Inhaltsstoff e industriell verarbeiteter Lebensmittel wegfallen.
Mit der Frage, ob das Lebensprinzip der blauen Zonen auf die westlichen Länder übertragbar ist, startete Dan Buettner 2009 ein Projekt in einer typisch amerikanischen Kleinstadt. Über den Zeitraum des Projektes hinweg sollte die Bevölkerung nach den Grundprinzipien der „Blue Zones“ leben: Lebensmittelläden boten gesündere Ware an, Grundschüler wurden von Ehrenamtlichen zu Fuß in die Schule begleitet statt gefahren zu werden, es wurden Gemeinschaftsgärten gegründet, Nachbarschaftspicknicks veranstaltet und die Infrastruktur der Stadt überarbeitet, das Fußwegenetz ausgebaut, Spaziergruppen gegründet. Zahlreiche Freundschaft en sind entstanden.
Ergebnis: Die durchschnittliche Lebenserwartung ist um drei Jahre gestiegen. Schon kleine Veränderungen des Alltags machen also einen großen gesundheitlichen Unterschied.
„Blue Zones“ (nach den Studien von Dan Buettner):
- Sardinien, Italien
- Okinawa, Japan
- Loma Linda, USA (Kalifornien)
- Nicova-Halbinsel, Costa Rica
- Ikaria, Griechenland
Gemeinsame Lebensstil-Merkmale:
- Familie, wichtiger als andere Anliegen
- Nicht rauchen
- Pflanzenbasierte Ernährung
- Ständige moderate körperliche Aktivität
- Soziales Engagement