Wasser im Berg
Seit 50 Jahren sichert der Trinkwasserspeicher der FWO im Landkreis Lichtenfels die Wasserversorgung von Bamberg.
Es ist ein Hügel, mehr nicht. Kein Staffelberg, kein Kordigast, keine Eierberge. Der Zobelberg liegt bei Ebensfeld, vor ihm kreuzen sich zwei Waldwege. Seit 50 Jahren spielt er eine wichtige Rolle für ganz Oberfranken. Im Zobelberg warten zweimal 3000 Kubikmeter Trinkwasser darauf, verbraucht zu werden. Die schimmernden Fliesen in dunklem Blau zwischen den beiden Becken erinnern noch an die Bauzeit. 1973/74 investierte die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) hier 1,6 Millionen D-Mark. 60 Meter Höhenunterschied liegen zwischen Rieblich, dem Abgabepunkt der Ködeltalsperre, und Ebensfeld. Das genügt, um die Becken langsam durch die Schwerkraft volllaufen zu lassen. Über Nacht füllen sich die Becken, tagsüber fließt das Wasser dann in Richtung Bamberg ab. Der Wasserstand in den riesigen Becken ist ständig in Bewegung. Das Wasser liegt ruhig wie in einem Schwimmbad bei Nacht. Nur dass im Schwimmbad die Decke höher ist. Hier beginnt sie wenige Meter über der Wasseroberfläche – zumindest dann, wenn die Becken randvoll sind.
Gerade sind die Pumpen erneuert und der gesamte Komplex saniert worden. „Nachdem wir inzwischen auch Teile von Erlangen mitversorgen, haben wir die Leitungen ertüchtigt“, sagt Marco Brandl, der die technische Abteilung der FWO leitet und damit auch den Trinkwasserspeicher am Zobelberg betreut. Das heißt, dass zwei Hochleistungspumpen jede Stunde 1700 Kubikmeter unter Druck durch die Leitungen bekommen. In weniger als drei Stunden könnte so der gesamte Tagesbedarf der Stadt Bamberg transportiert werden. Das ist notwendig, weil an heißen Sommertagen deutlich mehr Wasser als im Durchschnitt verbraucht wird – und nun noch weitere Abnehmer im Süden an dem Leitungsnetz angeschlossen sind.
„Der Zobelberg ist für uns auch eine Sicherheitsreserve, die an der Hauptleitung hinter den Abzweigen nach Bayreuth und Coburg liegt“, erklärt Brandl. Wenn die Leitung wegen Reparaturen ausfällt, puffert der Trinkwasserspeicher dies ab. Die Abnehmer von Wasser in Bamberg merken nichts davon. Die Steuerung der gesamten Anlage funktioniert über ein eigenes Leitungsnetz. „Von außen hat niemand Zugriff – auch weil wir keine Internetleitungen verwenden, die auch von anderen genutzt werden“, so Brandl.
Auch die Software programmieren die Mitarbeiter der IT-Abteilung selbst. „Wir wollen von niemanden abhängig sein und genau wissen, was wie geregelt ist“, sagt der Elektroingenieur. Heute erinnern fast nur noch die dunkelblauen Fliesen an die Bauzeit. Das Wasser in den Becken wird von LED-Strahlern angeleuchtet – zumindest dann, wenn jemand in den riesigen unterirdischen Hallen ist. „Im normalen Betrieb genügt es, wenn wir einmal in der Woche vor Ort sind. Alles andere können wir aus der Ferne kontrollieren und regeln“, sagt Brandl. Der Leitstand ist vollgestellt mit Schaltschränken für die Netzeinspeisung oder die Steuerung der Pumpen. „Alles, was wir aus der Ferne machen können, ist hier vor Ort noch einmal gespiegelt“, so Brandl. In den nächsten Jahren soll am Zobelberg weiter gebaut werden. Ein neuer Speicher in der doppelten Größe soll den bestehenden ergänzen. Je nach Bedarf können Pumpen den Druck in den Leitungen erhöhen.
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