Der Schadt-Komplex, ein B-Promi packt zamm“ – so heißt das aktuelle Programm von Andreas Leopold Schadt und dem Autoren Roland Spranger. Es erzählt mit der nötigen Unernsthaftigkeit aus dem Leben eines ehemaligen Tatort-Kommissars, der die Dinge nicht anders sieht, sondern genau so, wie sie sind. Wie sie sich die Menschen nur vage vorstellen können. Begleiten Sie einen B-Promi durch den Sumpf des wirklichen Lebens.

Kennen Sie den Film Miss Undercover, bei dem eine FBI-Agentin undercover bei einem Schönheitswettbewerb eingeschleust wird? Hey Sie, das Stirnrunzeln können Sie gleich bleiben lassen! DerFilm ist tip-top. Also bei der Miss-Wahl antworten die Mädels, während sie im Badeanzug vor der Jury stehen, alle auf die Frage, was das Wichtigste für unsere Gesellschaft sei, mit „Weltfrieden“.

Wenn man einen Gag erzählt, ist er halt nie so lustig wie im Film, aber ich trage dabei auch keinen Bikini. Die Undercover-Agentin wird übrigens von Sandra Bullock gespielt. Sandra spricht fließend Deutsch mit fränkischem Akzent, weil sie ihre ersten zwölf Lebensjahre in Nürnberg verbracht hat. Also dafür schaut sie in dem blöden Film im Bikini verdammt gut aus. Meine Meinung. Ab einem gewissen Alter hat man Vergleichswerte. Was ich sagen wollte: Ich finde WELTFRIEDEN gut.

Darauf können sich alle einigen, oder? Da wird dir nicht mal ein Werbevertrag gekündigt, wenn du für Weltfrieden bist. Selbst die Waffenlobby will Weltfrieden, aber ohne Kriegsdienstverweigerung, sondern mit direktem Kontakt. Weltfrieden findet jeder super, bloß wenn ein Schlepper-Boot mit 700 Leuten im Mittelmeer untergeht, ist der meistgelesene Artikel des Tages in der Neuen Presse nicht „700 Menschen sterben beim Versuch, zu uns zu kommen“, sondern „Nach Unfall: Notoperation rettet Pitbull-Terrier“. Für die ertrunkenen Kinder interessiert sich keine Sau, weil sie keine Hundewelpen sind.

In deutschen Fernsehkrimis gibt es immer diese Dialog-Passagen, die dir die Welt erklären oder die sozialen Verhältnisse oder die Missstände in der Gesellschaft. Trotzdem läuft es meistens auf Beziehungstaten hinaus. Der oder die Schuldige wird festgenommen. Die Umstände werden vollständig aufgeklärt. Alles ist wie vorher. Also nicht in Ordnung, aber wenigstens nicht in Unordnung. Sie dürfen halt nach den Krimis keine Nachrichtensendungen mehr schauen. Die lassen einen immer mit der Realität und Zweifeln zurück. Oder verzweifelt. Und mit weniger ästhetisch inszenierten Verbrechen. Von selbsternannten Freiheitskämpfern enthauptete Säuglinge. Bomben auf Krankenhäuser. Messerattacken in Fußgängerzonen. Fünfzehn Tote in der philosophischen Fakultät. Oder im Kindergarten.

Besonders fies, wenn sich der Amokläufer selbst erschießt. Oder der Terrorist mit einem Sprenggürtel selbst in die Luft sprengt. Die Einzelteile verhaftest du nicht mehr. In der Tagesschau hast du keine Psychohygiene. Ich schau die nicht mehr nach 20 Uhr. Danach muss ich mich erst einmal kalt abduschen. Und bei lauter Metal-Musik Rückenübungen machen. Weil ich für Weltfrieden bin, hängt ein handsigniertes Schild von mir im Fernwehpark Oberkotzau. Roter Schriftzug: FOR A PEACEFUL WORLD. Rechts von mir hängt der Starkoch Alexander Herrmann und links das MDR-Fernsehballett. Die ganzen Tafeln sind an so eine Art Marterpfahl genagelt, aber eigentlich ist der Fernwehpark ein völkerverbindendes Friedensprojekt. Deshalb ist Tibet gleich neben der Volksrepublik China platziert. Und Hof bei Bayreuth. Als Star kannst du dir im Fernwehpark deine Nachbarn nicht aussuchen. Eigentlich ging es im Fernwehpark mit Ortsschildern los, die jemand irgendwo am Ortseingang abgeschraubt und jetzt in Oberkotzau angeschraubt hat, und die fantasievoll angeordnet sind.

Ich hab mir schon lange abgewöhnt, über die Hobbys von anderen Leuten nachzudenken. Für die meisten Ortsschilder interessiert sich keine Sau. Und bei den Promis zucken viele Touristen, die nicht regelmäßig das Dschungelcamp sehen, die Schultern. Oder kennen Sie… Nee, ist auch besser, wenn man den nicht kennt. ABER: Es gibt einen hochfrequentierten Bereich mit derben Ortsnamen. Pups. Pissen. Fucking. Fucking hat sich umbenannt, weil die Einwohner von den englischen Touristengruppen genervt sind, die sich dauernd vor dem Ortsschild fotografieren lassen. Selbst dichtes Vorbeifahren mit dem Traktor vertreibt die vollgesoffenen Touri-Horden nicht. Deshalb haben die sich umbenannt. Von FUCKING in FUGGING. Also von CK zu Doppel-G.

Ich als Franke hör da fei keinen Unterschied. Aber die Fotos im Internet schauen halt nicht weniger blöd aus, wenn sich Leute mit dem Daumen nach oben vor einem Ortsschild fotografieren lassen, auf dem jetzt FUGGING mit Doppel-G steht.